Seite:OABesigheim0289.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

erlaubt neben dem bedeutenden Verbrauch im Ort selbst noch Verkauf nach Außen. Die jungen Stämme werden theils in zwei im Ort befindlichen Baumschulen, theils in den Weinbergen gezogen, häufig aber auch auswärts aufgekauft.

Die Gemeinde besitzt etwa 900 Morgen Waldungen, welche größtentheils mit Laubhölzern und nur zum geringen Theil mit Nadelhölzern mittelmäßig bestockt sind; die Laubwaldungen werden in 20jährigem Umtrieb bewirthschaftet und ertragen der Gemeindekasse jährlich gegen 1000 fl. Die Gewässer sind mit Erlen und Weiden bepflanzt, welche letztere auch zum Korbflechten benützt werden.

Auf der Markung befinden sich 24 Morgen Ödungen oder Weide, welche nebst der Brach- und Stoppelweide von der Gemeinde zur Schäferei um jährliche 200 bis 300 fl. in Pacht gegeben werden.

Was die Viehzucht betrifft, so werden Pferde von mittlerer Landrace, jedoch nur wenig gezüchtet und die Stuten kommen zum Bedecken auf eine Privat-Beschälplatte. Ausgedehnter ist die Rindviehzucht, es wird eine gute, rothbraune und gelbbraune Landrace durch 4 Zuchtstiere gezüchtet, welche auf Kosten der Gemeinde von einzelnen Bürgern gegen jährliche 40–50 fl. per Stück gehalten werden. Die Viehmastung, wie auch der Handel mit Vieh ist nicht bedeutend. Auf der Markung laufen 500–600 Stücke Bastardschafe, welche im Ort auch Überwinterung finden und theils den Bürgern, größeren Theils aber dem Pachtschäfer gehören; die Wolle kommt auf die Märkte nach Heilbronn und Kirchheim zum Verkauf. Die Pferchnutzung trägt der Gemeinde jährlich etwa 300 fl. ein.

Die Schweinezucht ist namhaft, ebenso die Mastung der Schweine, übrigens werden immer noch eben so viel Schweine eingeführt, als nach Außen, namentlich in die Oberämter Vaihingen und Heilbronn, zum Verkauf kommen. Die Zucht der Ziegen ist gering, Geflügel wird meist nur für das örtliche Bedürfniß gezogen. Die Bienenzucht wird in etwa 50 Stöcken betrieben.

Die Gewerbe beschränken sich auf die nöthigsten, dem örtlichen Bedürfnisse dienenden Handwerker; als Nebengewerbe wird das Handspinnen, jedoch nur für den eigenen Bedarf, getrieben. Im Ort befinden sich 4 Schildwirthschaften, 3 Branntweinbrennereien und 1 Kaufmann.

Die Gemeinde hat das Recht, jährlich zwei Krämer- und Viehmärkte (21. Mai und 17. Nov.) abzuhalten, auf dem Maimarkt ist der Handel mit Vieh lebhaft.

An der Volksschule unterrichten ein Schulmeister, ein Unterlehrer und ein Lehrgehilfe; die bestandenen Kleinkinder- und Industrieschulen sind seit einigen Jahren wieder abgegangen.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 289. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0289.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)