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Hochstift Speier diese Kirche. In der Mitte des 15. Jahrhunderts bestund hier eine Leutpriesterstelle und eine Frühmesserei (Würdtwein, Subsid. 10, 336). Der Kirchensatz vertauschte den 7. Febr. 1545 das Hochstift Speier an Württemberg, doch hatte ersteres noch im Jahr 1663 ein Haus, zwei Scheunen, einen Kornkasten etc. allhier. Es bestunden eine Pfarrstelle und ein Diaconat; im J. 1805 wurde aber letzteres aufgehoben und die kirchlichen Geschäfte desselben der Pfarrei übertragen. Zu Ende des 17. und am Anfang des 18. Jahrhunderts stund das Nominationsrecht bei der Pfarrei den Gutsherren von Freudenthal zu und ging so an die Gräfin von Würben über, kam jedoch mit dem Sturz der letztern wieder an Württemberg.[1]

Im Jahr 1504 litt Löchgau empfindlich durch Brand (Heyd, Ulrich, 1, 111). Im Kriege des schwäbischen Bundes gegen Herzog Ulrich von Württemberg, verlegte Herzog Wilhelm von Baiern den 13. Mai 1519 eine Abtheilung des Fußvolks nebst dem Geschütz nach Löchgau (v. Martens, 172). Der 30jährige Krieg schlug dem Dorfe so harte Wunden, daß nach dessen Beendigung von 210 Gebäuden nur noch 69 stehen geblieben waren. Im Jahr 1690 litt Löchgau bei dem französischen Einfall durch Raub, Brand und andere Verwüstung so schrecklich, daß wenigstens 300 Personen Hungers starben und verdarben. Vom 10. Juli bis 20. August 1693 hielt sich alles auswärts auf der Flucht auf. Am 3. Nov. 1799 wurden die Franzosen unter Ney von den österreichisch-württembergischen Truppen aus dem Wäldchen zwischen Löchgau und Bietigheim vertrieben und nach Löchgau zurückgedrängt, wo sie nach kurzem Widerstand den Rückzug antraten.

Der Weißenhof, Weiler, liegt auf der Gemeindemarkung, 1/2 Stde. südwestlich vom Mutterort auf einem gegen das Tiefenthal neigenden Bergvorsprung, von dem man eine freundliche, ziemlich ausgedehnte Aussicht genießt. Der kleine, nur aus wenigen Häusern bestehende Ort, hat ein gefälliges Aussehen und ist mit gutem Trinkwasser, welches ein laufender Brunnen spendet, hinreichend versehen. Die klimatischen Boden- und landwirthschaftlichen Verhältnisse sind denen des Mutterorts gleich.

Die Gründung des Weißenhofs wurde im Jahr 1739 von zwei Bürgern von Löchgau, Namens Weiß, auf den Grundresten eines abgegangenen Wohnplatzes im sog. Weilerhölzle begonnen. Bei dieser Veranlassung wurden Grundmauern von römischen Bauten, Wasserleitungen, ferner eine Menge römischer Anticaglien gefunden, welche hinreichend nachgewiesen haben, daß auf dieser Stelle die Römer festen Sitz


  1. Über verschiedene Alterthümer hiesiger Verfassung und Verwaltung s. Reyscher, Statutarrechte 261, 271, 292, 295.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 292. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0292.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)