Seite:OACrailsheim0050.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

der Kalkmühle und auf dem ganzen zum Bahnhofe gehörigen Areal; den grundfestblättrigen Hederich Erysimum crepidifolium Rchb., bei Neidenfels neben der Färber-Chamille Anthemis tinctoria L. und an einigen feuchten Stellen die Springkresse Cardamine impatiens L. z. B. bei der Bahrenhalten-Mühle. Die zierliche Wald-Rebe Clematis Vitalba L. überwuchert und bekränzt die wenigen Gesträuche; dazwischen steht da und dort die stinkende Nießwurz Helleborus foetidus L., das klebrige Gaisblatt Senecio viscosus L., der Färber-Wau Reseda luteola L., die Schwalben-Wurz Vincetoxicum officinale M., der officinelle Steinsamen Lythospermum officinale L., das Bilsenkraut Hyosciamus niger L., der Igelsamen Echinospermum Lappula Schmid, das Lampen-Wollkraut Verbascum Lychnitis L. mit weißen Blüthen, die 3 letzteren auf der Grenze des Bezirks gegen Mistlau hin; ferner das schwarze Wollkraut Verbascum nigrum L., die Hundszunge Cynoglossum officinale L., das kelchfrüchtige Steinkraut Alyssum calycinum L., der deutsche Ziest Stachys germanica L., der aufrechte Ziest Stachys recta L., der kalkliebende Trauben-Gamander Teucrium Botrys L. bei Neidenfels, die Katzenmünze Nepeta Cataria L., der zottige Günsel Ajuga genevensis L., die Holderschwertlilie Iris sambucina L. und der Diptam Dictamnus Fraxinella L.

Zu erwähnen ist an dieser Stelle, wenn auch nicht mehr in den Crailsheimer Bezirk hereingehörend, der Standort der Küchenschelle Pulsatilla vulgaris Moll. auf der Anhöhe von Lobenhausen.

Das Muschelkalk-Plateau mit der Lettenkohlengruppe und meist mit einer Schichte Lehm bedeckt, ist zum großen Theil fruchtbares bebautes Feld. Diese Lettenkohlenformation zieht sich auf beiden Seiten der Jagst ungefähr je 1–2 Stunden breit hin und erstreckt sich über Crailsheim herauf bis fast nach Jagstheim und wird namentlich hier und im Westen von großen Gypslagern umschlossen. Hier ist der Flora durch den alles Wilde verdrängenden Acker- und Wiesenbau wenig Terrain übrig geblieben; sie ist mit einer einzigen Ausnahme, dem Moorgrund südwestlich von Tiefenbach, an die Wege, Böschungen und Hecken zurückgedrängt, und dort charakterisiren nur wenige unbedeutende Torfpflanzen ihren Untergrund; so das rundblättrige Wintergrün Pyrola rotundifolia L., das Läusekraut Pedicularis sylvatica L., die Natterwurz Polygonum Bistorta L. und das schmalblättrige Wollgras Eriophorum angustifolium Roth.

Das aufgefüllte Terrain des Crailsheimer Bahnhofs ist nicht nur für die schon früher erwähnte Pollichs falsche Rauke, sondern auch noch für einige weitere Cruciferen ein günstiger Standort; so für die Stinkkresse und die stengelumfassende Kresse Lepidium ruderale L. und L. Draba L. Zu ihnen gesellen sich noch einige Kompositen: das geruchlose Mutterkraut Matricaria inodora L. verbreitet sich darauf in großer Menge und der wilde Lattich Lactuca Scariola L. hat sich ebenfalls dort festgesetzt; letzterer findet sich auch häufig am rechten Jagstufer unterhalb Crailsheim. Vor einigen Jahren war auf aufgefülltem Jagstufer in Crailsheim das Sophienkraut Sisymbrium Sophia L. in Menge vorhanden, ist aber jetzt wieder verschwunden; dagegen steht seit neuerer Zeit die Färber-Waid Isatis tinctoria L. am Bahndamm bei Ellrichshausen. An steinigen Böschungen steht neben unserer schönsten Distel, der majestätischen wollköpfigen Kratzdistel Cirsium eriophorum Scop.,

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Crailsheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1884, Seite 050. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OACrailsheim0050.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)