Seite:OACrailsheim0195.jpg

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Die beiden Hauptstraßen, die nordsüdliche, die lange Gasse, und die westöstliche Ziegelgasse sind ziemlich breit und regelmäßig, die Seitengassen krumm und eng. Besonders in den schmalen Gäßchen der unteren Stadt erhielt sich der landwirthschaftliche Betrieb. Die Hauptstraßen sind gepflastert und gekandelt, mit gutgehaltenen zwei- und dreistockigen Häusern besetzt. Besonders schön ist die zwischen dem früheren untern Thor und der Jagstbrücke 1776 angelegte untere Vorstadt an der Straße nach Hall, jetzt Wilhelmsstraße, welche durch den Eisenbahnverkehr ansehnlichen Zuwachs bekam. Auch auf der Nord-, Ost- und Südseite wächst die Stadt. Der Fronberg, alt Fronenberg (von Fro, Herr, nicht aber Veronikaberg), nördlich außerhalb der Stadtmauer, und die östliche Vorstadt entstanden erst in den letzten 300 Jahren, die Häuser auf dem Kreuzberg, wo die Kapelle zum h. Kreuz stand, erst seit Ende des 18. Jahrhunderts.

Unter den Gebäuden der Stadt steht obenan die von der Stiftung zu unterhaltende große, St. Johannes dem Täufer geweihte gothische Stadtkirche. Sie steht an der südwestlichen Ecke der Stadt ziemlich hoch über dem Jagstgrund an der Stelle einer romanischen, z. Th. in die jetzige verbauten Kirche, deren diamantirter Rundbogenfries beim Neubau Verwendung fand. (Auf der Ostseite des Triumphbogens sind auch noch 4 alte romanische Tragsteine eingemauert.) Die jetzige Kirche ist dreischiffig, ein Kreuzschiff nur angedeutet; die Schiffe flachgedeckt. Das höhere Mittelschiff hat breite, einfach gelaibte Spitzbogenarkaden, die je auf 5 Säulen ruhen. Im Scheitel der Spitzbogen sind thierische und menschliche Fratzen ausgehauen. Das noch ursprüngliche Hochschiff hat jetzt viereckige Maßwerk-Fenster, die niedrigeren Seitenschiffe und der hochstrebende Chor aber Spitzbogenfenster mit einfachem Maßwerk. 1852 wurde unter Leitung von Beisbarth eine Restauration vorgenommen, die flachen Schiffdecken mit gothischen Blattmustern hübsch bemalt, der Chor, der, ursprünglich auf ein Gewölbe angelegt, nur eine flache Decke hatte, erhielt ein hölzernes Rippengewölbe. Der dreiseitig geschlossene Chor und der auf der Nordseite an ihn anstoßende Thurm wurden 1398 begonnen. Eine Inschrift am Thurm sagt: ANNO DNI MCCCLXXXXVIII INCEPTVS EST CHORVS ISTE KAT. (Kathedra) SANCTI PETRI. (22. Febr.). Die Strebepfeiler des Chors sind mit unbedeutenden Heiligenfiguren, und einem Ecce homo, die 4 auf der

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Crailsheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1884, Seite 195. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OACrailsheim0195.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)