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11. Lustenau (Markt-Lustenau),
Gem. II. Kl. mit 1117 Einw., ev. und kath. Pfarrei; 1. Lustenau, Pfarrdorf, 472 Einw., wor. 205 Kath.; 2. Bräunersberg, Weiler, 43 Einw.; 3. Gaisbühl, Weiler, 86 Einw.; 4. Halden, Weiler, 24 Einw.; 5. Kresberg, Weiler, 12 Einw., wor. 4 Kath.; 6. Ober-Stelzhausen, Weiler, 43 Einw., wor. 26 Kath.; 7. Riegelbach, Weiler, 101 Einw., wor. 13 Kath.; 8. Rothmühle, Haus, 12 Einw.; 9. Schönbronn, Weiler, 70 Einw.; 10. Schönmühle, Haus, 9 Kath,; 11. Tempelhof, Weiler, 144 Einw.; 12. Unter-Stelzhausen, Weiler, 101 Einw., wor. 34 Kath.


Der Marktflecken Lustenau liegt am Fuße des Kreßbergs an der äußersten Ostgrenze des Bezirks. In einer langen Häuserreihe zieht er sich vom Schönmühlbachthal eine kleine Anhöhe hinan. Die beiden wiesengrünen Thäler des Schönmühlbachs und der von Westen und Nordwesten kommenden Bächlein mit dem Blick auf den Tempelhof zeigen sich sehr freundlich. Lustenau selbst macht vom Sandgrubenberg bei Waldthann aus gesehen einen stadtähnlichen Eindruck, wie denn der Ort früher 3 Thore hatte, deren letztes 1850 abgebrochen wurde. Die oberen Theile des Ortes heißen Kornmarkt und Lerchenfeld. Die Häuser sind meist freundlich getüncht, theilweise mit Inschriften versehen, z. B. am Hause eines Bäckers steht:

Viele, die mich neiden,
Wenig, die mich kleiden.
Sind der Neider noch so viel,
So geschieht doch, was Gott haben will.

Die Kirche, dem heil. Georg geweiht und dem evangelischen und katholischen Kultus gemeinsam, steht auf einer leichten Anhöhe, umgeben von dem ehemaligen Gottesacker. Der hohe Chor mit seinem Gurtengewölbe, dessen Rippen theilweise sich durchschneiden, und zwei Fenstern mit Maßwerk und gekehltem Triumphbogen sammt der Thüre in die Sakristei sind im spätgothischen Stil gehalten. Der Hochaltar im Zopfstil, Kanzel und Taufstein sind beiden Konfessionen gemeinsam. Die beiden Seitenaltäre im Schiff, mit Tonnengewölbe und schönem Stuckaturwerk, werden von den Katholiken gebraucht. Der Westgiebel hat 5 kleine runde Fenster, die Hauptthüre von Westen die Inschrift renovatum 1749. Auf der oberen der beiden kleinen Emporbühnen steht die alte Orgel. Neben dem Marienaltar befindet sich das Grabdenkmal der Anna Christina v. Knöringen,

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Crailsheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1884, Seite 353. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OACrailsheim0353.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)