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Das Klima ist ziemlich rauh, den Winden stark ausgesetzt, Hagelschlag im Ganzen selten. Doch vernichtete am 4. Juli 1875 ein solcher den Ertrag fast der ganzen Markung, weshalb seit 1876 ein Hagelfeiertag gehalten wird. Die Gewitter sind bei den großen Waldflächen ringsum meist unschädlich.

Ackerbau und Viehzucht sind Haupterwerbsmittel. Von den Getreidearten gedeihen Roggen und Haber gut, Dinkel und Weizen weniger. Der ziemlich ausgedehnte Bau der zweimähdigen Wiesen ergibt ein mittelmäßiges Futter.

Die Obstzucht in zahlreichen Obstgärten um das Dorf her nimmt zu, da das Obst gerne geräth. Man liebt den Rosen- und Luikenapfel, von Mostbirnen besonders die Brat- und Saftbirnen. Nebst Zwetschgen sind ziemlich viele Kirschbäume zu treffen. Ein Baumwart ist aufgestellt. Derselbe hat eine Baumschule, ebenso die Gemeinde.

Wald besitzt die Stiftung 38 M., die Gemeinde 4 M., vorherrschend Nadelwald. Der Wald „Kläret“ gehört der katholischen Kirchenpflege und dem Spital in Dinkelsbühl.

Als Weiden dienen die Allmanden mit einem Flächengehalt von ca. 3 ha. Das Weiderecht gehört der Realgemeinde und wird durch den Ortsschäfer mit einheimischen Schafen der Realgemeinderechtsbesitzer benützt. Die Gemeindegüterstücke, je 1 M. Äcker und Wiese, sind dem Farrenhalter zur Nutznießung überlassen.

Die Rindviehzucht ist von Belang, ebenso der Viehhandel. Schafe deutscher Rasse werden im Sommer ca. 100, im Winter 80 von den Gemeinderechtsbesitzern gehalten. Wolle und Schafe kommen zum Verkauf im Inland meist nach Crailsheim. Von Geflügel werden viele Hühner gehalten. Sechs frühere Weiher in der Niederung südlich vom Ort sind zu Wiesengrund trocken gelegt. Nur ein großer Weiher, der „stöckete“ Weiher, mit einem Flächengehalt von 1 ha 70 ar, ist noch erhalten. Die Stiftung hat außer dem Wald (s. o.) ein Vermögen von 6000 M. Weitere Stiftungen sind von den Witwen Adlerwirth Stocks und des Schultheißen Hornung gemacht. Die Erträgnisse der sog. Ansbachischen Stiftung mit einem Grundstock von 130 M. sind für die Armen- und Schulbedürfnisse bestimmt.


Alterthümer. Hinter der Schule liegen die Schanzäcker, obere und untere Schanz, bei Wüstenau eine Schelmengrube. Von dem alten Schloß bei Wüstenau s. unten. Eine hohe Straße führt von Mariäkappel nach Selgenstadt, ein Todtenweg von Wüstenau zur

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Crailsheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1884, Seite 375. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OACrailsheim0375.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)