Seite:OACrailsheim0433.jpg

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Schloß Burleswagen, jetzt dem Grafen Karl v. Soden gehörig, steht kühn auf der äußersten Ecke der ins Jagstthal und in die Neidenfelser Klinge steilabfallenden, mit jungen Fichten bewachsenen Kalkfelswände, als wollte es aller Welt trotzen. Mitten im jetzigen Schloßhof steht noch der Rumpf eines alten Bergfrids, Römerthurm genannt, wahrscheinlich der Hohenstaufenzeit entstammend. Er hat 2,2 m dickes Kastengemäuer aus Buckelquadern, der Eingang befindet sich 7–8 m hoch über dem Boden. Das jetzige Schloß mit seinen Wohnräumen gehört einer neueren Zeit an, da Schloß Burleswagen nach dem 30jährigen Krieg kaum mehr als ein Steinhaufen war (Hohenl. Lehensakten). Dem Mittelalter entstammt noch der untere Theil des mächtigen, thurmhoch sich erhebenden, mit Epheu bewachsenen Baues in der Nordwestecke, in dessen Erdgeschoß Graf Uxküll ca. 1859 statt eines Pferdestalls eine Grabkapelle für seine Gattin eingerichtet hat. Der unmittelbar anstoßende Theil des Schlosses gehört der Zeit nach dem dreißigjährigen Krieg an, während der folgende Westflügel 1821 erbaut wurde, die Wohngelasse auf der Südseite hat Graf Uxküll erbaut. Auf der Nordseite sind noch die Reste der Umfassungsmauer mit 2 Thürmen und auf der Südwestecke Grundmauern eines Thurmes sichtbar; auf der Südseite führt eine starke Brücke auf einem Pfeiler über den jetzt zu freundlichen Gartenanlagen umgeschaffenen Burggraben. Jenseits des östlichen Burggrabens sind noch Mauerreste. Nach H. Bauer stand hier eine Schafscheuer, nach der örtlichen Überlieferung ein unbefestigtes Wohnhaus der Herren von Wolmershausen. Nach Akten auf Schloß Burleswagen bestand das ganze Anwesen aus der hinteren gegen den Auhof und Crailsheim gelegenen Burg mit drei Kemenaten (von derselben waren 4/9 brandenburgisch, 3/9 würzburgisches Lehen und 2/9 eigen) und der vorderen Burg, hart am Steilabfall ins Jagstthal, mit 2 Kemenaten, von denen die eine hohenlohisches Lehen der Füchse von Dornheim war, die andere die Bebenburgerin hieß. Die ganze Anlage mit ihren stattlichen Wohnräumen, dem schönen Saale, der herrlichen Aussicht auf das kühn gewundene Jagstthal und den bewaldeten Felsriegel der Neisel, auf Neidenfels tief unten im Thal, ist ein überaus freundlicher Edelsitz. 1

Burleswagen, alt Burlougeswac 1085, dessen Bedeutung dunkel ist, cf. Beuerlbach (? ouges v. Auge, Loch im Fels, wac die Tiefe in der Jagst, heute noch die Jagstwag) erscheint schon 1085 als Sitz eines Edelgeschlechtes. Das Komburger

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Crailsheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1884, Seite 433. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OACrailsheim0433.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)