Seite:OAGöppingen 136.png

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Lustnow der älter, zu Geppingen gesessen“ und „Caspar v. Schlatt och zu Geppingen gesessen.“

Wann nun jene Vereinigung der Höfe zu einer Stadt geschah, läßt sich freilich nicht bestimmen; bemerkenswerth in dieser Beziehung ist es aber, daß sich bis in neuere Zeiten die Namen von Höfen in der Stadt erhalten hatten.[1] Die Sage, daß die Ummauerung bereits 1098 begonnen habe, müssen wir auf sich beruhen lassen. Bürger der Stadt finden sich erst in Urkunden aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts; so ist in einer solchen, in „Geppingen“ im J. 1284 ausgestellten Zeuge »Siboto ciuis in Geppingen.« Im J. 1294 finden sich als solche: »Duringo Scultetus, Siboto . . dictus Lantmann . . .dictus Bruhsel. . . dictus Berner, . . . Cerdo, ciues in Geppingen.« (Über andere alte Bürger-Geschlechter s. unten Bünzwangen, Klein-Eislingen, Lerchenberg etc.) Wie lange übrigens noch neben der eigentlichen Bürgerschaft die Maierschaft bestand, ist zuvor gezeigt worden. Von hohem Alter waren jedenfalls die früheren Thürme an den Thoren und Mauern. Der obere Thorthurm war bis zum neueren Dachstuhle 123’ hoch', viereckigt und mit den Mauern eng verbunden; ebenso der gleich alte untere Thorthurm. Sie wurden erst nach dem Brande von 1782 abgebrochen. Schon 1605 war ein anderer, vor der Stadt gestandener, Thurm abgebrochen und waren mehrere darin befindliche Gegenstände in das Zeughaus nach Stuttgart abgegeben worden. Dieß war vielleicht der »turris, que vulgo Gödelinsturn nuncupatur«, dessen 1431 gedacht wird. Der Thore waren es ursprünglich drei, das obere, untere und Fisch-Thor. Das vierte, welches zur Stiftskirche führte, wurde 1461 gebaut und „Pfaffenthor“ benannt. Eigenthümlich war die Benennung der Stadtviertel; sie wurden noch 1618 „die Viertel im Bock, im Ochsen, im Löwen und im Wolf“ genannt. Des „Zinsrechtes der Stadt zu Geppingen“ wird im J. 1417 Erwähnung gethan. Das Marktrecht der Stadt ist sehr alt. Es ist schon S. 109 erwähnt, daß Göppingen im Mittelalter als eine Vestung betrachtet wurde, zwar nicht als ein größerer Platz, wohl aber als ein sogenanntes „Ortschloß,“ d. h. als eine Grenzveste. Der meist aus Felsen gebrochene Stadtgraben war breit und tief und die mit Umgängen versehenen, mehr als 6’ dicken, Stadtmauern aus denselben Steinen erbaut. Auf ihnen standen nicht nur jene Thürme

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Göppingen. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAG%C3%B6ppingen_136.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)
  1. Nach dem Kellerei-Lagerbuch von 1700 reichte N. „aus seinem Hauß im Fliegenhof, vornen an die gemeine Gaß, hinten auf die Stadtmauer stoßend, 5 Sch. Heller“ jährlich. Im J. 1773 standen in diesem Hofe 11 Wohngebäude. Ein in der Nähe der Post gelegener Platz führt noch diesen Namen.