Seite:OAGöppingen 145.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

und Zinsen „der Pflegnuß vnser lieben Frawen St. Marien vnd St. Martins zu Oberhofen“ so viel der St. Georgenmesse in dieser Kirche zu, daß diese 40 Pfund Heller erträgt. Schon eine Urkunde von 1358 nennt die Grafen Eberhard und Ulrich von Württemberg »patronos ecclesiae parochialis in Geppingen«. — Graf Ulrich der Vielgeliebte, der sich oft und gern in Göppingen aufhielt, beschloß 1436, dieses Patronatrecht zu Umschaffung der Pfarrkirche in ein regulirtes Chorherrnstift zu benützen. Die völlige Einrichtung kam 1448 zu Stande. (S. Cleß III. 255 u. f.) Der Ausstattung ungeachtet, welche sich der Graf sehr angelegen seyn ließ, zählte aber noch 1461 das Stift nicht die statutenmäßigen 21 Präbenden (nämlich 1 Propst, 1 Scholasticus, 1 Cantor, 9 Chorherren und 9 Vikarien). Selbst noch im J. 1514 fehlten ein Chorherr und zwei Vikarien. In diesem Jahre aber gestattet Herzog Ulrich, daß ein weiteres Canonicat und ein weiteres Vikariat von der Stadt und dem Stift errichtet werden; ersteres soll eine Prädikatur und letzteres zugleich eine „Organisterey“ seyn. Das neunte Vikariat kam nie zu Stande. Alle jene Pfründen aber waren 1534 vollständig besetzt. — An Caplaneien waren in dieser Kirche: die auf St. Georgen und St. Marien-Altären; die Pfründen beider wurden bei der Errichtung des Stiftes diesem einverleiht. Die 1506 von Conrad Schemplin, Caplan in der St. Georgenkirche zu Ulm, gestiftete Caplanei „in der Gruft“ (»in summo altari capellae seu criptae in cimiterio colleg. ecclesiae in Oberhofen«) bestand bis zu der bei der Reformation erfolgten Aufhebung des Stiftes. — Da das Stift ein weltliches war, so hatte jedes Mitglied sein bestimmtes Einkommen (Pfründe) und seine Wohnung (Curie). Die Wohnungen waren aber nicht in Oberhofen, sondern in der Stadt, auf und bei dem Pfarrhof (oben S. 112). Der Propst war zugleich erster Pfarrer oder Stadtpfarrer. Sämmtliche Stiftspfründen hatte die Herrschaft von Württemberg, welche auch die Kastvogtei ausübte, die letztgedachte Caplanei aber das Stift zu verleihen. Die Einkünfte floßen hauptsächlich aus den einverleibten Kirchengütern von Göppingen, Mühlhausen am Neckar, Ebersbach, Neckartenzlingen und Hattenhofen, aus den incorporirten Canonicaten des Stiftes in Boll (s. unten) und aus Laienzehenten und andern grundherrlichen Rechten. Einige Güter besaß das Stift sogar mit aller Obrigkeit.

Außer der Pfarrkirche waren vor der Reformation noch folgende Capellen vorhanden:

Die Capelle zu unserer lieben Frau und St. Johannes dem Täufer, in der Stadt, die nunmehrige Stadtkirche (oben S. 112). Im J. 1358 fundiren »Rudgerus dictus Blieninger et Rudolfus dictus Luipolt, armigeri, nec non alie persone, ciues

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Göppingen. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 145. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAG%C3%B6ppingen_145.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)