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Heinrichs VI., geboren 1194, schien in seiner Jugend den Planen des Papstes angenehm gewesen zu seyn, da dieser ihm 1212 durch die geistlichen Fürsten zur Kaiserkrone verhalf. Als aber der Geist seines Großvaters Barbarossa bei ihm durchdrang, als er nicht nur in Deutschland, sondern auch in Italien allein herrschen wollte, wurde er als Ketzer in den Bann gethan und ihm sogar, unter verschiedenen Gegenkönigen, sein eigener Sohn Heinrich entgegengestellt. Den vielen Stürmen erlag endlich Friedrich 1250 zu Fiorentino in Apulien, nachdem es diesem großen, seinem Jahrhunderte vorangeeilten, Geiste gelungen war, die bereits gesunkene Macht und Ehre der Hohenstaufen aufs Neue zu heben. Er war sechs Sprachen mächtig und ein eifriger Beschützer der Künste und Wissenschaften. (Er selbst schrieb ein lateinisches Werk über die Falkenjagd.) Seine großen Plane waren sogar auf eine commercielle Verbindung Deutschlands mit Italien gerichtet.

g) Friedrichs ältester Sohn, der obengenannte Heinrich VII., geboren 1209, wurde, weil er seinen Vater vergiften wollte, von diesem 1234 auf einem Schlosse in Apulien gefangen gehalten und starb hier 1236 als erwählter römischer König. Darauf wurde Friedrichs zweiter Sohn, Conrad, der Vierte zugenannt, geboren 1227, zu dieser Würde erhoben. Schon war Deutschland in eine tiefe Anarchie versunken, welcher Conrad selbst sich nicht gewachsen fühlte. Bedrängt vom Banne des Papstes und von dem Gegenkönige Wilhelm von Holland, hielt er es für räthlicher, seine italienische Erbschaft zu sichern, als die deutsche Krone zu behaupten. Mit Hinterlassung seiner Gemahlin, Elisabetha von Bayern und seines Sohnes, flüchtete er nach Italien und starb am 21. Mai 1254 zu Lavello, nachdem er noch den Untergang seines Hauses, den er schmerzlich vorempfunden, trostlos bejammert hatte. Er hinterließ einen einzigen Sohn:

h) Conradin, geboren am 25. März 1252, welcher, da ihm von den Stammgütern seiner Ahnen nur ein kleiner Rest geblieben, entschlossen war, das reiche Erbe in Italien zu gewinnen, welches Manfred, der unehliche Halbbruder Conrads, nach dessen Tod an sich gerissen hatte. Nachdem aber Manfred vertrieben und Siciliens Krone von dem Papst an Carl von Anjou, den Bruder des Königs Ludwig des Heiligen von Frankreich, verschenkt worden war, eilte Conradin zu Behauptung seiner Rechte dorthin. Er zog zwar triumphirend in Rom ein; allein von seinen Verwandten dem ungetreuen Kriegsglück überlassen, unterlag er in der entscheidenden Schlacht vom 23. August 1268 einer Kriegslist; er fiel in Carls Hände und wurde, weil er dem rechtmäßigen Könige von Sicilien nach dem Leben getrachtet habe, von Carl zum Tode verurtheilt.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Göppingen. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 243. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAG%C3%B6ppingen_243.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)