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nach der Reformation Württemberg Namens Adelbergs; das Gericht ward zur Hälfte aus württembergischen und zur Hälfte aus adelbergischen Unterthanen zusammengesetzt. Nur über ein der Caplanei Jebenhausen zuständiges Lehen sprach Liebenstein alle Obrigkeit an. Im Übrigen aber hatte jeder Grundherr die niedergerichtliche Obrigkeit über seine Hintersassen. Es besaßen nämlich: Württemberg 23 und Adelberg 14 Lehengüter und Sölden. Das Kl. Anhausen hatte 5 kleine Lehen, worüber Adelberg, und die Herrschaft Eybach 2 Lehensgüter, worüber die von Degenfeld die niedergerichtliche Obrigkeit ausübten. Die 2 letzteren Güter erwarb Degenfeld 1455 und 1568 von Anhausen und Rechberg zu Staufeneck.

Holzheim hat sehr viel im dreißigjährigen Kriege gelitten. (S. oben S. 103.) Der Pfarrer, Christoph Faber, mußte sich flüchten und starb im Elend. Noch 1671 lagen viele Häuser, die damals „durch den Brand zu Schanden gegangen, oder von den Soldaten abgebrochen worden,“ in Schutt.

Holzheim gehörte noch einige Zeit nach der Reformation todt und lebendig zur Stiftskirche Oberhofen. Doch stand zuvor schon eine Capelle hier, und 1479 stifteten und dotirten die armen Leute zu Holzheim und Gotthardt in die zwei Capellen St. Bernhards zu H. und St. Gotthardts zu G., die der Pfarrkirche zu Göppingen incorporirt seyen, eine für beide Capellen gemeinschaftliche ewige Caplanei, die am 7. Juni 1480 vom Bischof bestättigt ward. Das Patronat solle abwechslungsweise dem Propste von Oberhofen und denen v. Degenfeld zustehen. Am 5. Febr. 1555 bat die Gemeinde um eine eigene Pfarrei, und nachdem Degenfeld sein Patronatrecht abgetreten, wurde noch in demselben Jahre Ulrich Birklin als erster (evangel.) Pfarrer hierher gesetzt. Er erhielt sofort dieselben Filialien, welche noch hierher gehören. Den großen und kleinen Zehenten zu Kleineislingen, Holzheim und St. Gotthardt verkauften die Grafen Ulrich und Eberhard von Württemberg 1463 um 2074 fl. an das Stift Oberhofen.

b) St. Gotthardt, W. mit 156 evangel. Einw., liegt südlich 1/4 St. von Holzheim zunächst an dem Weilerbache auf einer Anhöhe. Die grundherrlichen Rechte bilden, soweit sie dem Grafen v. Degenfeld zustehen, einen Theil des Rittergutes Eybach. (S. oben S. 151.) Der Ort ist weitläufig um das alte Kirchlein her, das wohl erhalten ist, gebaut, aber sehr unreinlich. Ein im Ort gelegener Weiher trocknet Sommers ein. Die Felder sind fruchtbar und in gutem Stand; ihr Bau ist die einzige Nahrungsquelle. Alle übrigen Verhältnisse hat der Ort mit Holzheim gemein. Bis 1838 bildete er eine eigene Gemeinde, und bis 1817 war auch hier eine eigene Schule, die aufgegeben werden mußte, weil der Ort kein Schulhaus

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Göppingen. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 251. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAG%C3%B6ppingen_251.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)