Seite:OAGöppingen 283.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
30. Gemeinde Schlath,
bestehend aus 4 Parcellen. G. E. 899.

a) Schlath, evang. Pfarrdorf mit 859 Einw., wor. 4 Kath. Der Name wird gedehnt ausgesprochen und wurde früher auch Schlaat und Schlatt geschrieben, was gleichbedeutend mit Fläche ist. Der Ort liegt südöstlich, 11/4 St. von Göppingen, am Fuße der Alp und an der Grenze gegen das OA. Geislingen. Er gehört in die III. Classe der Gemeinden und zum Forstbezirk Kirchheim. In den großen, vom Kl. Königsbronn herrührenden, Zehenten theilen sich der Staat und die Ortspfarrei; der letztern steht auch der kleine Zehente zu. Von den übrigen, dem Staate zustehenden, grundherrlichen Rechten hat die Gemeinde seit 1817 für 6053 fl. 12 kr. abgekauft. (S. auch S. 83.)

Schlath liegt auf der wellenförmigen Ebene, die sich unter der Ecke hinzieht (oben S. 6), am Fuße der eine herrliche Aussicht gewährenden Berge Fuchseck und Wasserberg, und ist von einem am Fuße der letztern entspringenden Bache, der die hiesige Mahlmühle treibt und unterhalb des Dorfes den Weilerbach aufnimmt (oben S. 17), durchflossen. Die Hälfte des Dorfes mit Kirche und Pfarrhaus liegt auf einem Hügel, die andere Hälfte ist dem Bach entlang gebaut. Das Clima ist gesund und an gutem, theilweise schwefelhaltigem Trinkwasser kein Mangel. Fließende Brunnen aber fehlen. Die Gebäude haben steinerne Unterstöcke und liegen malerisch zwischen Obstbäumen, von Gärten umgeben. Die Zahl der Haupt-Gebäude ist 139, die der Neben-Gebäude 23. Die 1472 erbaute und 1584 erweiterte Kirche zum heiligen Andreas ist gut erhalten, bietet aber nichts Merkwürdiges dar. Der zuvor höhere Thurm wurde 1779 neu aufgebaut. Die Baulast liegt den örtlichen Kassen ob. Das hübsche Pfarrhaus hat der Staat zu erhalten. Die Einwohner waren in den verflossenen Jahrzehenten wegen Völlerei, Streitsucht, Wilderei u. s. w. verrufen, wozu das unstete Schäferleben, das einen großen Theil der Männer und der heranwachsenden Jugend in entfernte Gegenden treibt, beitragen mochte; der Geist hat sich aber in der letzten Zeit namhaft gebessert. Die Männer zeichnen sich durch ansehnlichen Körperbau aus. Der Nahrungsstand ist im Allgemeinen gut; nur wenige Einwohner sind ganz arm. Die früheren Hofgüter sind größtentheils vertheilt. Der Boden ist ergiebig an Gerste, die von den Bierbrauern geschätzt und gesucht ist, und namentlich auch an sehr guten blauen Kartoffeln. In neuerer Zeit wird auch Reps mit Glück gebaut. Die vielen Obstbäume, auf deren Veredlung gesehen wird (s. oben S. 51), geben in glücklichen Jahren einen schönen Ertrag. Am Bedeutendsten ist aber der

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Göppingen. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 283. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAG%C3%B6ppingen_283.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)