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indem in letzterer Beziehung bloß die neuerer Zeit häufigere Anwendung von Steinen zum Bauen zu erwähnen ist. Wegen des großen Holzreichthums gehören holzersparende Einrichtungen zu den Seltenheiten. Nur Gaildorf hat ein, übrigens neuerdings nicht mehr benutztes, Gemeinde-Backhaus, da jeder Hausbesitzer auf dem Lande seinen eigenen Backofen besitzt. Ein Gemeinde-Waschhaus und eine Obstdörr-Einrichtung findet sich ebenfalls blos in Gaildorf vor, wo auch fast ausschließlich Kunstherde im Gebrauch sind.

g) Weide-Nutzung. Von 11.5975/8 M. 24,9 R. Weiden stehen dem Staate 803/4 M. 23,1 R., dem Adel 1661/2 M. 47,5 R., den Gemeinden und Stiftungen 11693/8 M. 14,4 R. zu. Etwa 3/4 davon sind mit Holz bewachsen. Die Öden umfassen 8293/4 M. 45,9 R., und Weiden und Öden nehmen zusammen einen Raum von 12.4271/2 M. 22,8 R. ein, betragen daher etwa 1/9 des Ganzen (im Oberamte Welzheim 1/50, im Oberamte Hall 1/33). Für das prov. Cataster ist der Ertrag des Weide-Areals mit 12.4761/2 M. zu 5940 fl. 48 kr. und überdieß die Schafweide für 4939 Stücke zu 675 fl. 57 kr. geschätzt. – In den Thalorten und mittleren Gegenden sind, wie sich hienach finden wird, die Allmanden vertheilt, im Übrigen herrscht die Weidewirthschaft, da, wie schon erwähnt, der Landmann dort noch immer das Austreiben des Viehes der Stallfütterung vorzieht. Dabei gilt als Regel, daß vom 1. Mai bis 1. August das Rindvieh in die Waldungen und auf die Heiden, bis zum 24. August auf die Stoppeln und bis zum 1. November auf die Wiesen kommt, welche letztere von da an bis in’s Frühjahr den Schafen eingeräumt sind. Nebenbei werden theilweise auch die Egarten abgehütet. Im Roththale (Vichberg) bleibt das Vieh auch über Nacht auf den Weideplätzen, zu welchem Ende besondere Viehhäuser daselbst errichtet sind. Gemeinschaftliche Hirten sind in der Regel nicht aufgestellt, sondern es werden gewöhnlich die Bauernknaben zum Hüten des Viehes mißbraucht, welche hiedurch der Schule entzogen werden und sich die Zeit mit jodelndem Gesange, das inmitten einsamer Heiden und Waldthäler allerdings gar nicht unromantisch klingt, zu vertreiben pflegen. Mit dem Rindvieh kommen meist auch die wenigen Schafe, die der Bauer hält, zur Weide, und wo möglich wird diesen ein schwarzer Ziegenbock beigesellt.

c. Viehzucht.

Die Pferdezahl hat am 1. Januar 1850 betragen 895, worunter 69 Fohlen unter 2 Jahren. Auf 100 M. Fläche kommen 0,7 Pferde. Der Bezirk nimmt in dieser Hinsicht die 37ste Stelle unter den Oberämtern ein. Die meisten Pferde sind in Gaildorf, Ober-Fischach und Ober-Sontheim, die wenigsten in Hausen, Ober-Gröningen und Altersberg;

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Gaildorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 066. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGaildorf_066.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)