Seite:OAGaildorf 118.png

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von 496.875 fl.; hievon sind Eigenthum des Staats 11, der Grundherren 9 und der Körperschaften 4. Fast alle haben wo nicht 3, doch 2 Stockwerke.

Die Kirche, bei dem ehemaligen untern Thore, 88′ lang und 50′ breit, ist ein massives und helles Gebäude mit Chor. Über dem südlichen Kirchen-Eingang befindet sich ein in Stein gehauenes Limpurg’sches Wappen mit der Jahreszahl 1518, im Chor ist die Jahreszahl 1521 befindlich, zu welcher Zeit die schon 1417 vorhanden gewesene Capelle in die jetzige Kirche umgebaut worden zu seyn scheint. Im Schiff und Chor stehen die in Stein gehauenen zum Theil großartigen Monumente der Schenken Albrecht, † 1506, Wilhelm, † 1552, Christoph, † 1574, Albrecht, † 1619, Heinrich, † 1585 u. A.; in der Gruft unter dem Chor ruhen viele Personen des Gaildorf’schen Haupt-Stammes. Der Thurm hat eine blecherne Bedeckung und seit 1827 eine Altane. Von den drei Glocken sind zwei von B. Lachmann vom Jahr 1493, deren eine mit der Umschrift „jhesus nazarenus rex judeorum“, die dritte wurde 1815 umgegossen und wiegt 2263 Pfd. Die Kirchengebäude sind Eigenthum des Heiligen, dem auch die Baulast obliegt. – Dasselbe ist der Fall mit dem bei der Kirche gelegenen Stadtpfarrhaus; der Helfer hat keine Amtswohnung.

Das Oberamtsgerichts-Gebäude liegt in der Vorstadt, wurde 1825 von der Amtskörperschaft erbaut und 1840 an den Staat käuflich überlassen. – Das Oberamts-Gebäude auf dem Marktplatze diente früher der Regierung zum Sitze. – Das Cameralamts-Gebäude an der Hauptstraße diente gleichfalls früher zu öffentlichen Zwecken.

Das der Amtskörperschaft gehörige, 1813 erkaufte Rathhaus auf dem Marktplatze ist ein altes, hölzernes, ziemlich geräumiges Gebäude. – Das nahe gelegene Schulhaus ließ die Stadt 1835 mit einem Aufwand von 7000 fl. neu herstellen; in demselben ist auch die Realschule untergebracht. – Das Armenhaus oder Lazareth steht auf dem sog. Siechenfelde.

Das alte Schloß beim vormaligen untern Thore, ursprünglich eine Burg, hat in seiner weitläufigen, unregelmäßigen Anlage, mit seinen Thürmen, Brücken und Gräben, noch das Aussehen einer kleinen Festung. Nach einer Mittheilung des Ober-Rentamtmanns Mauch bildet das Schloß ein aus vier Flügeln zusammengesetztes Ganzes, ein unregelmäßiges, längliches Viereck, das einen Hofraum begrenzt und nach außen mit Graben und Mauer umgeben ist, über welche früher zwei Brücken geführt haben. Das unterste, ziemlich hohe Stockwerk ist ringsum massiv, d. h. von Brockengemäuer, das aber jeder Zerstörung zu trotzen scheint; die übrigen Stockwerke sind in Riegeln aufgemauert. – Der nördlich, nach

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Gaildorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 118. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGaildorf_118.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)