Seite:OAGaildorf 119.png

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dem Kocher hin gelegene Flügel, 4 Stockwerke hoch, scheint von Anfang an zur herrschaftlichen Wohnung eingerichtet gewesen zu seyn, denn in ihm, obgleich er aus zwei bis drei zu verschiedenen Zeiten aufgeführten Theilen besteht und in seinem Zusammenhange unterbrochen ist, befinden sich die vorzüglichsten Wohnzimmer, so wie die ehemaligen Gesellschafts-, Tanz- und Speise-Säle, während die übrigen mehr für die Dienerschaft und Ökonomie eingerichtet gewesen sind. Der nach Osten gelegene Theil des Schlosses besteht offenbar seiner ganzen Länge und Höhe nach aus einem erst in späterer Zeit errichteten, schmalen Anbau, und bildet, da er sich bis zur nordöstlichen Ecke des Schlosses ausdehnt, den Übergang von da in den an dieser Ecke stehenden, ungefähr 100′ hohen, in sechs Stockwerke abgetheilten, massiven, runden Thurm, dessen unterer Durchmesser nahe an 30′ beträgt. Dieser Thurm ist aber unzweifelhaft älter, als der eben berührte Anbau, woraus, da er seiner innern Einrichtung nach für sich allein nie bestehen konnte, mit Zuverlässigkeit geschlossen werden darf, daß er ursprünglich auf andere Weise mit den Hauptgebäulichkeiten in Verbindung stand. Vorzugsweise sind es die beiden untersten Stockwerke dieses Thurms, welche aus einer frühern Zeit herzustammen scheinen, sofern sich nicht nur die Farbe der Steine, sondern auch die Arbeit (es ist an denselben Bossage wahrzunehmen) von den übrigen unterscheidet. Der mittägliche Flügel, drei Stockwerke hoch, mochte von jeher für ökonomische Zwecke eingerichtet gewesen seyn und einigen Offizianten zur Wohnung gedient haben. Der westliche Flügel, gegenüber der Kirche, besteht wiederum aus zwei verschiedenen Anbäuen, der eine drei, der andere zwei Stockwerke hoch. Zwischen diesem und dem mittäglichen Flügel ist das Thorgebäude, die Ecke des Ganzen dort stumpf abschneidend. – Von dem Thor aus führt eine (ehemals Fall-) Brücke über den Schloßgraben gerade in die Stadt hinein, auf den Marktplatz zu. Dieses Thorgebäude besteht aus zwei, dem Äußern nach gleichen, vier Stockwerke hohen, zur untern Hälfte massiven, nach oben aber in Fachwerk aufgeführten Thürmen und einem Zwischenbau, unter welchem das aus einem einfachen Bogen bestehende Hauptportal befindlich, und neben welchem ein kleineres, für die Fußgänger bestimmtes Pförtchen angebracht ist. In der nordöstlichen Ecke des innern Schloßhofes ist ein weiterer massiver Thurm, sechseckig, in dem eine Wendeltreppe hinaufführt, von welcher aus sämmtliche Stockwerke, bis unter’s Dach, betreten werden können. – In dem Schloßgarten steht, der Glasfabrik gegenüber, ein 1846 erbauter massiver und sehr geschmackvoll ausgeführter Pavillon. 1

Über das Alter des Schlosses ließen sich noch keine zuverlässigen Notizen erheben. Jedoch gedenkt schon der Vertrag Limpurgs mit Hall

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Gaildorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGaildorf_119.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)