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aber auf dem rechten Kocherufer der Staat und auf dem linken die Standesherrschaft Hohenlohe-Waldenburg. 1

Die Anlage der Stadt ist in keinem ihrer Theile regelmäßig. Ihre Bestandtheile sind: 1) die auf der östlichen Seite des Kochers liegende alte oder eigentliche Stadt, welche in die obere und untere Stadt getheilt wird und mit Mauern, Thürmen[1] und Gräben, die erst in unsern Tagen verschwanden, umgeben war. Der obern Stadt gehört das Quartier „Bettlersumkehr“ und der südlich gelegene „Rosenbühl“ mit einem ehemaligen hohen Thurme an; 1377 werden Baumgärten auf dem Rosenbühl vor dem „Berfried“ genannt. Er erinnert an den wohl bis hierher reichenden „Rosengarten“ (oben S. 106). In der untern Stadt, nahe am Kocher, befindet sich der alte Salzbrunnen mit den vormaligen Siedhäusern, „das Haal“ genannt: ursprünglich das Herz der Stadt. Durch eine 1512 erbaute steinerne Brücke ist die untere Stadt mit dem schönen, von Linden beschatteten, Unterwörth verbunden, wo auch ein Kettensteeg über einen Arm des Kochers führt. 2) Auf der südlichen Seite der Stadt zieht sich, längs dem rechten Kocherufer hinauf bis nahe vor Comburg, zu den Füßen der Ruinen des Schlosses Ober-Limpurg, das Dorf Unter-Limpurg oder „Untermberg“ hin, das mit keiner Mauer umgeben war, aber seit 1541, wo es an Hall kam, Vorstadtrecht genießt. In diesem Jahre wurde auch das hier gestandene Stadtthor wieder geöffnet, welches Hall in einer Fehde mit den Schenken von Limpurg diesen zu großem Verdruß 112 Jahre zuvor hatte zumauern lassen. Unter-Limpurg stand übrigens nicht unter den Stadtbehörden, sondern unter dem Amte Schlicht und hat seine eigene Pfarrkirche und Schule, sowie eine Säg- und Öl-Mühle. 3) Auf der nördlichen Seite der Stadt, ebenfalls auf dem rechten Kocherufer, erstreckt sich dem Gebirge entlang die zweite Vorstadt: die Gelbinger Gasse, so benannt, weil durch dieselbe der Weg zu dem nahen Gelbingen führt. Sie wurde 1324 ummauert, enthielt die schon 1368 genannte Blendstatt, wo die Missethäter geblendet wurden, und war durch das Stadtthor von der alten Stadt getrennt. Zwischen der Vorstadt und dem Kocher, wo nun das Kreisgefängniß, standen Siedhäuser und bei der Hospitalmühle die Gradirhäuser.


  1. Die Stadt hatte 5 Haupt- und 6 Neben-Thore. Die Thürme, mehr als 30 an der Zahl, hatten ihr ein sehr stattliches Ansehen gegeben. Ausschließlich der 3 Kirchthürme stehen dermalen nur noch 13 mehr oder minder erhaltene Thürme. Über die 7 Thürme s. unten. Durch diese Werke, durch den neuen Bau und das Bollwerk bei der Zollhütte war die Stadt gegen die Stürme des Mittelalters sehr fest.
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Hall. Verlag der J. G. Cotta’sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHall0119.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)