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Außer einigen Monumenten von Sculpturarbeit sind hauptsächlich der reiche Altar mit Gemälden aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts und ein Bild aus der Schule Zeitblums (württ. Jahrb. a. a. O.), sowie einige andere Gemälde aus der Ulmer Schule (Kunstbl. 1843, S. 218), die aber nun in Stuttgart sind, bemerkenswerth. Über die Zeit der Erbauung fehlen alle Nachrichten. Seit 1808 hat sie aufgehört Pfarrkirche zu seyn. Jetzt wird noch in ihr für die Unter-Limpurger viermal des Jahrs das heil. Abendmahl und alle vier Wochen für die Garnison Comburg Sonntags-Gottesdienst gehalten.

Die Hospitalkirche zum heiligen Geist, in dem Hospital wurde, nachdem sie von dem großen Brande des J. 1728 ganz verzehrt worden, von da bis 1738 wieder aufgebaut und am 26. Mai 1738 eingeweiht. Im J. 1840 ward sie renovirt. Die alte Kirche war 1323 erbaut worden. Alle vier Wochen wird hier Sonntags Gottesdienst gehalten.

Statt der abgebrochenen Nicolaikirche (s. unten) vor dem Oehringer Thor wurde 1842 bis 43 eine Kirchhofcapelle von gefälligen Verhältnissen im Rundbogenstyl aufgeführt und dient sowohl zu Leichenpredigten, als zur Communion für die Leute des nahen Armenhauses. Die Mittel dazu sind aus den Zinsen des Vermächtnisses des Weinhändlers Wieland (s. unten) und dem Geschenk des Juweliers Pabst in Paris, beide geborne Haller, genommen worden.

An weiteren öffentlichen Gebäuden ist zunächst hervorzuheben:

Das Rathhaus, auf dem Markte, der Michaelskirche gegenüber, solid und in edlem Styl ausgeführt. Es ist eine Zierde der Stadt und wohl das schönste Rathhaus im Königreich. Im Jahr 1728 abgebrannt, wurde es 1735 mit einem Kosten von 55.000 fl. (außer den Fuhren) vollendet. Im untern Stockwerk befindet sich das städtische und das gemeinschaftliche Archiv, das 1830 geordnet worden ist.

An Staatsgebäuden sind zu nennen:

Das Oberamteigebäude, neben dem Rathhaus, massiv und im Renaissancestyl; war früher Trinkstube. – Das 1843 erworbene Oberamtsgerichtsgebäude, auf der Grenze zwischen der Stadt und dem Dorfe Unter-Limpurg gelegen; früher eine pedantische Gerichts- und Parochial-Grenze. – Das in einer Nebengasse gelegene Cameralamtsgebäude war früher ebenfalls ein Privathaus. – Das Dekanathaus und die Wohnung des ersten Helfers liegen in der Pfarr-Gasse. – Das vormalige, 1763 neuerrichtete Gymnasialgebäude auf der Kirchhofmauer hat sieben Säle für die lateinischen und Real-Schulen.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Hall. Verlag der J. G. Cotta’sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHall0125.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)