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angebaut, die Felder sind daher tiefgründig und der Untergrund ist häufig sandiger Lehm, steinigte Äcker sind sehr selten. Bei dem Verkehr der Heilbronner Handelsleute mit den Niederlanden wurde von dorther schon vor 275 Jahren der rothe Klee, im Jahr 1765 aus dem südlichen Frankreich auch die Luzerne eingeführt. Der Kleebau und der Reichthum an Wiesen im Neckarthal begünstigte die Viehzucht, und seitdem auch die Stallfütterung im Jahr 1807 eingeführt ist, wird durch Dünger, durch Mergel und seit 1770 auch durch Gyps dem Boden reichlich Ersatz gegeben, so daß in der Nähe der Wohnorte bedeutender Gartenbau getrieben werden kann, wozu Wollenlumpen und andere Abfälle aus Fabriken und aus Gerbereien, Cloakdünger, Straßenkehricht auch vieles beitragen.

Schon in einer Urkunde des Spitals vom Jahr 1405 ist zu lesen, daß der Pächter von 110 Morgen Acker und 10 Morgen Wiesen in Böckingen alle Jahre 1 Morgen Acker mergeln und 2 Morgen mit 60 Wagen voll Mistes düngen mußte; Mohn und Heidekorn wurden im Heilbronner Oberamt schon vor dem 30jährigen Kriege gebaut, in den Heilbronner Rathsprotokollen, Theilungen u. s. w. ist 1709 von Welschkorn, 1714 von Tabak (zu Neckargartach), 1718 von Saubohnen, 1740 von Einkorn, 1741 von Erdbirnen, 1749 vom Esper, 1769 vom Krapp, 1770 von Angersen, 1774 von Winterreps die Rede.

Der Mohn wurde 1808, Tabak 1810, Krapp 1825 aufs neue eingeführt, der Hopfen wird seit 1806, die Cichorie seit 1838 angebaut. Sumach und der Perückenbaum (Rhus coriaria und cotinus) seit dem Jahre 1800, die Zuckerrübe seit 1837.

Die im Jahr 1839 angebaute Madia sativa und die 1817 gepflanzte Kaffeewicke wurden nach einigen Jahren nicht mehr angepflanzt; auch der Anbau des chinesischen Indigo’s hatte nur 1841 statt.


2) Gartenbau.

Die Schönheit der Heilbronner Gärten rühmte schon der böhmische Edelmann Leo von Rozmitat, der ums Jahr 1466 eine Reise ins Abendland machte, mit den Worten: Deinde pernoctavimus Halbrunnae, in patenti loco sita. Circa urbem horti sunt pulchri et prata amoena.

Im vorigen Jahrhunderte zeichneten sich der Garten des Commenthurs zu Sontheim, die Gärten der Adelichen beim Trappensee, in

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Dr. Heinrich Titot: Beschreibung des Oberamts Heilbronn. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1865, Seite 074. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeilbronn_074.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)