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hob solche Beschränkungen auf, es entstanden nach und nach acht Brauereien und ums Jahr 1808 auch der Gschwend’sche Biergarten, dem der Braunhard’sche und andere folgten.

Kaufmann Wilhelm Wecker erfand 1857 den Bier-Conservator, erhielt ein Patent und verkauft viele auch ins Ausland.

Branntwein aus Weinhefe wird hier schon lange bereitet, denn schon 1482 verordnete der Rath, alle diese Brennereien müßten auf die Insel verlegt werden, welche jetzt noch der Hefenweiler genannt wird. Erst seit 1809 darf wieder Branntwein in der Stadt destillirt werden.

Mit der Essigbereitung im Großen wurde 1793 der Anfang gemacht. G. Fr. Rund führte im Jahr 1827 die Schnell-Essigfabrikation ein, und seitdem auch die C. B. Bläß’sche Essigfabrik besteht und noch andere, wird sehr viel Essig und Essigsäure aus Heilbronn ausgeführt.

An Schildwirthschaften (deren Zahl 31) hat die Stadt keinen Überfluß; aber 102 Speisewirthschaften, 27 Weinwirthe, 6 Gartenwirthschaften und manchmal noch 100 Weingärtner, die periodisch Wein ausschenken, ferner 12 Branntweinschenken, fördern den Verbrauch von Getränken nur zu sehr, so daß das K. Kameralamt vom 1. Juli 1862/63 allein von Weinen, Obstmost und Branntwein in der Stadt 31.995 fl. Abgaben erhoben hat (in den Amtsorten 13.888 fl.).

Apotheker werden schon in Heilbronner Spital-Urkunden von 1359, 1387 und 1400 genannt. Bis zum Jahr 1488 wurde einem Apotheker ein Gehalt aus der Stadtkasse ausbezahlt, im Jahr 1600 wurde eine vierte Apotheke errichtet, und der Rath erließ in den Jahren 1638, 1655 und 1708 gedruckte Apotheker-Ordnungen.

Chemische Fabriken betreffend war J. M. Münzing der erste, welcher in Württemberg englische Schwefelsäure im Großen darstellte und deßhalb 1830 die dafür ausgesetzte Prämie von 4000 fl. erhalten hat. Auch bereitet derselbe Eisenvitriol, Glaubersalz, raffinirt Schwefel und führt jährlich ganze Schiffsladungen Rohschwefel ein. Diese Firma erhielt in München die große Medaille für ihre Chemikalien.

Bei Neckargartach macht die Fabrik Wohlgelegen gute Geschäfte in Schwefel-, Salpeter- und Salzsäuren, Chlorkalk und Glaubersalz.

Empfohlene Zitierweise:
Dr. Heinrich Titot: Beschreibung des Oberamts Heilbronn. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1865, Seite 094. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeilbronn_094.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)