Seite:OAHeilbronn 195.png

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schönsten Aussichten in Württemberg, weil er, ein Ausläufer der Löwensteiner Berge, sich wie ein Vorgebirge, weit hinein in das Thal erstreckt, das vom Neckar und von der Sulm durchströmt wird.

Drei der württembergischen Oberamtsstädte, nämlich Heilbronn, Neckarsulm und Weinsberg liegen so nahe um den Wartberg herum, daß sich hier ihre Markungen berühren, und weiterhin sind die Städte Gundelsheim, Wimpfen, Löwenstein, Laufen, Bönnigheim und Schwaigern sichtbar, sowie mehr als 60 Dörfer und 10 Burgruinen, worunter Hornberg, wo Götz von Berlichingen starb; Löwenstein und Hohenneufen, die Wiege mächtiger Fürsten, und die Weibertreue.

Die Aussicht wird gegen Westen durch Bergkuppen bei Landau, jenseits des Rheins (24 Stunden entfernt) begränzt, und durch den Königsstuhl bei Heidelberg, gegen Norden durch den Katzenbuckel, den Riesen des Odenwaldes, gegen Süden durch Hohenneuffen (17 Stunden entfernt).

Der Freund der Kriegsgeschichte überblickt das Hügelland, über welches schon die Römer ihre Heerstraßen, durch Castelle vertheidigt, geführt haben, wo im Jahr 1140 Ghibellinen mit Welfen bei Ellhofen und Weinsberg gefochten, sich zur Zeit des Faustrechts Fürsten, Ritter und Städter herumgetummelt haben; wo seit 1525 durch Bauern zerstört, die Burgen Weiler am Steinsberg, Hornegg, die Scheuerburg, Weibertreue und Löwenstein ganz oder theilweise in Trümmern liegen; Laufen erinnert an die am 12. und 13. Mai 1534 von Herzog Ulrich gegen Östreich gelieferte Schlacht, wodurch er Württemberg wieder gewann, und Wimpfen an die Schlacht des 6. Mai 1622, in der Tilly und Cordua mit Spaniern und Neapolitanern den Markgrafen Georg Friedrich von Baden in die Flucht gejagt haben und 400 Pforzheimer für ihren Fürsten gestorben sind.

Man übersieht ferner viele Orte, die 1675, 1688 und 1689 von Ludwigs XIV. Mordbrennern in Brand gesteckt worden sind, die Höhen, auf denen 1693 70.000 Franzosen sich gelagert hatten, um den Neckar zu überschreiten, woran der tapfere Prinz Ludwig von Baden sie hinderte; man kann die Fluren beschauen, wo auch Prinz Eugen mit seiner Armee den Franzosen vom 8. Mai bis 19. Juni 1734 die Spitze geboten hat.

Den Freund der Kirchengeschichte interessiren die drei Orte in Heilbronn, bei Gundelsheim und bei Bönnigheim, wo die ersten Apostel der Deutschen dem h. Erzengel Michael Kirchen geweihet haben, und die vielen Klöster, welche nach und nach ein frommer Glaube gestiftet hat.

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Titot: Beschreibung des Oberamts Heilbronn. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1865, Seite 195. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeilbronn_195.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)