Seite:OAHeilbronn 196.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Jetzt aber findet der Beschauer das fruchtbare Thal belebt durch Eisenbahnzüge, Dampfschiffe, Segelschiffe, Flöße, Lastwägen, Omnibus und Wägen, welche auf Straßen aller Art einherfahren.

Darum wird dieser Rebenberg, dessen Scheitel und nördlicher Abhang mit Wald bedeckt ist, von jeher häufig erstiegen. Als Kaiser Ferdinand II. im Sommer 1635 in Heilbronn weilte, besuchte er mit seinem Günstling, dem Grafen Max von Trautmannsdorf, den Wartberg, und schenkte demselben die eroberten württembergischen Ämter Weinsberg und Neustadt und dem Thürmer sechs Dukaten. Kaiser Franz I. bezeugte am 3. Juni 1815 sein Wohlgefallen an der schönen Aussicht, und auch die Könige Friedrich und Wilhelm haben sich schon dieser Aussicht erfreut.

Schubart sagt (in seinem Leben und Gesinnungen): „Ich bestieg noch einmal den Wartthurm und drückte mir den ganzen Zauber der Gegend tief in die Seele.“

Schiller weilte im Jahr 1793 gerne auf diesem Berge, auch Göthe bestieg ihn und spricht in seinem Briefe vom 28. Aug. 1797 von einem artigen Gebäude mit einem großen Saale, und sagt: „Alles, was man übersieht, ist fruchtbar. Die Stadt liegt in einer großen grünen Masse von Gärten. Der Anblick erweckt das Gefühl von einem ruhigen, breiten, hinreichenden Genuß.“

Im nahen Walde ist noch ein großer germanischer Grabhügel, und vorn an der Neckarseite stehet ein runder Wartthurm, 60 Schuhe, und mit dem Dache 68 Schuhe hoch und 53 im Umfange. Der Eingang ist wie bei den Warten auf dem Heuchelberg und bei Besigheim in einem oberen Stockwerk, so daß man sich ehedem einer Leiter bedienen mußte, um ein- und auszusteigen. Sehr wahrscheinlich sind alle diese Warten von den Grafen von Calw, welche auch Löwenstein, Ingersheim u. s. w. besaßen und schon im 9. Jahrhundert auch die Gaugrafen im Zabergäu und in benachbarten Gauen gewesen sind, erbaut worden, damit von diesen Warten aus durch Fahnen, Feuer, Rauch u. dgs. Zeichen gegenseitig gegeben werden konnten.

Der Nordberg mit Weinbergen und mit Leibeigenen, welche diese zu bebauen hatten, wird namentlich unter den Besitzungen genannt, welche Utha von ihrem Vater, dem Pfalzgrafen Adalbert II. von Calw erhalten und dem Kloster Hirschau zum Heil ihrer Seele geschenkt hat.

Später kam der Berg durch Kauf an die Stadt Heilbronn, welche auch einen Wächter auf dem Wartthurme anstellte, der mit den Thurmwächtern in der Stadt zu correspondiren hatte. Um

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Titot: Beschreibung des Oberamts Heilbronn. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1865, Seite 196. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeilbronn_196.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)