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fliehenden Brandenburger und Lüneburger. Die damalige Einquartierung etc. kostete 8191 fl.

1675 am 7./17. August zog der französische Kriegs-Commissär La Coupilliere mit 500 Reitern aus Philippsburg aus, um die Heilbronnischen Dörfer zu brandschatzen. Während jedoch diese Mordbrenner in Neckargartach und in Frankenbach plünderten und sengten, rückten 150 deutsche Soldaten und Freiwillige von der Bürgerschaft aus der Festung Heilbronn und besetzten Böckingen, wodurch die französischen Dragoner ferne gehalten wurden. Im August 1676 wollte wieder ein Corps aus Philippsburg Böckingen einnehmen. Die Bauern verrammelten die Thore ihres Dorfes mit Wägen und Karren, und die Franzosen verloren mit der Beseitigung dieser Hindernisse so viel Zeit, daß sie kaum mit der Plünderung angefangen hatten, als viel Heilbronner zu Hülfe kamen und die Räuber verjagten. Zwei derselben wurden noch im Dorfe erlegt, zwölf Reiter gefangen und nach Heilbronn geführt.

Im Jahr 1693, als Prinz Ludwig von Baden, Oberbefehlshaber der kaiserlichen Armee am Rhein, ein Lager bei Böckingen bezogen hatte, schoß am 17. Mai ein Soldat aus Muthwillen in eine Scheuer. Sie gerieth in Brand und 16 Gebäude wurden eingeäschert. Noch in demselben Monat hatte Böckingen viel zu leiden, als die Franzosen ein Lager zwischen Böckingen, Klingenberg und Großgartach schlugen, aus 100 Feuerschlünden gegen die Armee der Deutschen über den Neckar schossen und das Dorf ausplünderten.

1735 hielt sich eine russische Armee unter Lascy in Heilbronn auf, und ließ ungarische Schlachtochsen, die sie mitführte, zwischen Böckingen und der Stadt weiden. Von diesen wurde das Rindvieh in Böckingen und der Umgegend angesteckt und viele Ställe starben durch die Löserdürre[ws 1] aus.

1736 erkaufte Heilbronn von dem Ritterrath vom Holz den von der Grafschaft Hanau-Lichtenberg als Erblehen besessenen, seit 1733 aber von diesem Lehensverbande befreiten Pfarr- und Kirchensatz, ferner 1/6 am großen Fruchtzehnten und 1/2 am Weinzehnten in Böckingen für 8500 fl.

1743 zog Johann Adam Schmidt, der Sohn eines Heilbronner Kaufmanns und Pfarrer zu Böckingen, mit sieben wohlhabenden Familien von da und mit drei Heilbronner Familien nach Marienborn und Herrenhaag, um daselbst wie sie sagten „dem Heiland und dem Lamm allein sich zu widmen.“ Es hatte nämlich eine Predigt, welche der Graf Nicolaus von Zinzendorf am 14. Juli 1739 in der Kilianskirche


Anmerkungen [WS]

  1. Löserdürre oder Rinderpest (Pestis bovina)
Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Titot: Beschreibung des Oberamts Heilbronn. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1865, Seite 267. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeilbronn_267.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)