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zu Heilbronn gehalten hatte, diese Leute so angesprochen, daß sie sich der Herrnhuter Brüdergemeinde anschlossen und auswanderten, nachdem die Kirchenvorsteher zu Heilbronn den Pfarrer zuerst gewarnt und dann seiner Pfarrstelle verlustig erklärt hatten.

1803 kam Böckingen mit der Stadt Heilbronn an Württemberg, und zum Oberamt Heilbronn.

Feuersbrünste verzehrten am 13.–14. Januar 1744 acht Gebäude, am 20. Januar 1760 fünf, am 11. November 1811 ein Haus, am 2. Februar 1849 mehrere kleine Gebäude (Schaden 1746 fl. 40 kr.), im Frühjahr 1851 ein Wohnhaus (Schaden 1895 fl.), am 15. Oktober 1852 einen kleinen Theil einer Scheuer (15 fl.), und am 31. August 1854 ein Wohnhaus mit fünf Scheuern (3498 fl. 38 kr.), am 1.–2. Oktober 1854 und am 5. Dezember 1854 Nachts 8 Uhr durch Einlegen ein Haus, zwei Scheuern und ein Kelterbau (1876 fl. 43 kr.), und um Mitternacht am 8.–9. Dezember zwei Scheuern (Schaden 1000 fl. 52 kr.), am 21. September 1862 ein Haus und fünf Scheuern.

Nach den Verwüstungen, welche das Dorf in den Jahren 1438 und 1634 erlitten hatte, ist es nicht zu verwundern, daß Böckingen gar keine alten Gebäude hat. Die Kirche und die unteren Stöcke des an deren Westende angebauten Thurmes haben Spitzbogenfenster ohne Füllungen. An der südwestlichen Ecke der Kirche ist ein Treppenthurm im Renaissancestyl mit Kuppel im Jahr 1610 angebaut worden. Das Pfarrhaus wurde 1780 neu erbaut.

Auch das Rathhaus, in welchem die Schulen sind, ist von guter Beschaffenheit.

Böckingen hat eine große Markung und viele Äcker mit vorzüglichem Boden, auf dem die Kartoffel und Gerste besonders gut gedeihen.

Zu diesem Reichthum an guten Äckern, die es wie Großgartach, Neckargartach u. s. w. besitzt, kommt noch, daß Böckingen das nächste Dorf bei Heilbronn ist, und seine ärmeren Einwohner in den Fabriken dieser Stadt leicht ihr Brod finden können.

Dabei sind die Böckinger von jeher geschickt im Landbau.

Ihnen fehlen nur Wald und Bausteine. Diese und Holz können sie aber im nahen Heilbronn erkaufen.

Vor der Ablösung waren nur die Communwiesen und fünf Morgen bürgerliche Wiesen zehntfrei, aus allen anderen mußte ein Surrogatgeld bezahlt werden, wovon dem Staate 2/3, dem Pfarrer 1/3 gebührte. Der große Fruchtzehnte, der Reps- und Wickenzehnte

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Titot: Beschreibung des Oberamts Heilbronn. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1865, Seite 268. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeilbronn_268.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)