Seite:OAHeilbronn 285.png

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An der Westseite stand die Burg. Nahe dabei stehet noch der alte 1590 erhöhte Kirchthurm mit einer Pforte mit Rundbogen und mit Fensteröffnungen, welche theils viereckig, theils rund und theils spitzbogig sind. Der Chor der Kirche ist aus dem 14. Jahrhundert mit Spitzbogenfenstern. Das Schiff ist neuer und hat auf der Südseite ein Portal im Renaissancestyle mit der Jahreszahl 1590. Über dem Thürsturze wurde später ein Epitaphium eingelassen, welches Zeugniß von den Martern gibt, welche die Kaiserlichen an Einwohnern Frankenbachs im 30jährigen Kriege verübt haben.

Es sind nämlich drei Köpfe neben einander ausgehauen. Bei einem ist der Mund durch ein Sperrholz aufgesperrt, der mittlere scheint der einer Frauensperson zu sein, welcher die beiden Ohrenmuscheln aufgeschlitzt und mit Marterwerkzeugen durchbohrt worden sind, der dritte Kopf ist in eine Ochsenhaut so eingenäht, daß die Ochsenhörner über den Ohren des Mannes sich befinden.

Die Sage gehet, daß ein Einwohner durch Einschütten von Mistjauche in den gewaltsam aufgesperrten Mund, der andere durch Schleifung auf einer Kühhaut zu Tode gemartert worden ist. Eine Inschrift sagt: Wendel Jacob, Schultheiss, am 6. Oct. 1634 allhie von den Soldaten übel umgebracht und am 8. Oct. begraben worden. Eine andere: Hans Treuninger ist am 25. Oct. des Jahrs 1634 von 2 Soldaten in den Nekar bei Obereisesheim gesprengt, dann wieder herausgezogen in eine Haut genäht, nach Frankenbach geschleppt und daselbst elendiglich gestorben. Die mittlere Inschrift ist unleserlich.

1863 wurde die Kirche auf der Ostseite verlängert und auch im Innern restaurirt.

Das Ortswappen ist eine Pflugschaar mit zwei Sechen und der Buchstabe F.

Der Namen ist wohl von dem Mannsnamen Franco abzuleiten.

Die villa Francunbach im Gardachgau kommt schon in Lorscher Urkunden seit 766 vor (Cod. Laur. Nr. 2748. 2751. 2762) und unter genanntem Jahre ist von einem Weinberge die Rede.

Im Jahre 1265 verkaufte das Kloster Nonnenmünster zu Worms an das Stift Wimpfen hiesige Güter.

Vom Reiche zu Lehen ging der Hungerlingshof, genannt nach einer Heilbronner Patricierfamilie; solchen verkauften 1404 Engelhard von Weinsberg und sein Sohn Conrad an Conz Feurer, einen ehrbaren Bürger zu Heilbronn.

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Titot: Beschreibung des Oberamts Heilbronn. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1865, Seite 285. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeilbronn_285.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)