Seite:OAHerrenberg 004.png

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Auf der linken Seite der Ammer, welche gleichsam die Scheidelinie der beiden Hauptcharakterzüge des Bezirks bildet, erhebt sich mit steiler, mannigfaltig unterbrochener Terrasse, ein mit vielen Thälern und Schluchten ziemlich tief durchfurchter Höhenzug, der Schönbuch, dessen in den Bezirk fallender Theil mit geringer Ausnahme der Keuperformation angehört. Das Plateau desselben, welches sich auf dem Grafenberg bei Kayh, 1733 par. Fuß über die Meeresfläche erhebt, hat keine namhafte Ausdehnung, indem die Thäler und Schluchten meist nahe an den Scheitellinien der Gebirgsrücken beginnen und deßhalb die Hochebene vielfältig unterbrechen. Die ziemlich tief eingeschnittenen Thäler dieser Partie sind enge, und an den steilen Abhängen derselben machen sich die verschiedenen Schichten der Keuperformation durch entsprechende Absätze und Vorsprünge bemerkbar. Besonders ist der Abhang gegen das Flachland durch eine Menge Thälchen und Schluchten, zwischen denen sich mitunter namhafte Vorsprünge gebildet haben, sehr getheilt; derselbe bildet wegen seiner theils gegen Süden, theils gegen Südwesten geneigten Abdachung neben etwas Weinbau, die Heimath einer sehr ausgedehnten Obstzucht, welche sich nicht nur über die Steilgehänge, sondern auch über die gegen die Ammer hinziehenden Ausläufer erstreckt, und im Verein mit den am Fuß der Terrasse liegenden, freundlichen Ortschaften, namentlich der Oberamtsstadt, die ansprechendsten Partien des Bezirks umfaßt. Der übrige Theil des dem Oberamtsbezirk zukommenden Schönbuchs ist, mit Ausnahme der Feldmarkungen von Hildrizhausen, Hohen-Entringen und Roseck, mit üppigen Laubwaldungen bestockt und bildet den ernstesten Zug in der Physiognomie des Bezirks. Außer der angeführten zusammenhängenden Keuperbildung treten auf der rechten Seite der Ammer, bei Oberndorf und Pfäffingen, noch einzelne freistehende Keuperberge auf, welche, gleichsam die Vorposten des Schönbuchs, das Flachland angenehm unterbrechen.

Die bei Hildrizhausen vorkommenden unteren Schichten des schwarzen Jura (Lias) stehen in so geringer Ausdehnung an, daß die ihnen eigenthümlichen Formen auf den Totalcharakter des Bezirks keinen Einfluß zu äußern im Stande sind.

a. Erhebung und Höhenbestimmungen.

Der höchste gemessene Punkt des Bezirks ist der Grafenberg bei Kayh mit 1733 par. Fuß über dem Meere, der tiefste das Niveau der Ammer an der Oberamtsgrenze zwischen Herrenberg und Tübingen mit 1057 par. Fuß über dem Meere. Die allgemeinste Erhebung bewegt sich zwischen 1200 und 1500 par. Fuß

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 004. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_004.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)