Seite:OAHerrenberg 125.png

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zwei Gemeindebaumschulen nachgezogen, theils von Außen aufgekauft. Die Gemeinde besitzt 27105/8 Morgen Waldungen, die meist mit Eichen und Buchen bestockt sind und in einem 90jährigen Umtriebe bewirthschaftet werden; die Eiche ist sehr häufig, so daß gegenwärtig die Stadt 8553 Eichenstämme besitzt. Es werden jährlich 672 Klafter und 14.600 Stück Wellen geschlagen, hievon erhält jeder Bürger 1 Klafter und 16–20 Stück Wellen, während der Rest mit Einschluß des etwa 50 fl. betragenden Pachtgeldes aus Waldwiesen, des Erlöses für Ernteweiden etc. der Gemeinde durchschnittlich 2000 fl. einträgt. Überdies sind noch 228 Morgen Stiftungswaldungen vorhanden, aus deren jährlichem Holzertrag etwa 800–1000 fl. erlöst werden.

Die Besitzer der an der Ammer gelegenen drei Mühlen hatten das Recht, Bau- und Werkholz, theils unentgeldlich, theils im Revierpreis aus dem Schönbuch zu beziehen, was nun abgelöst worden ist.

Die Weiden, soweit sie neuerlich nicht mit Forchen kultivirt worden sind, werden nebst der Brach- und Stoppelweide von der Gemeinde benützt, indem jeder Bürger das Recht hat, nach Maßgabe seines Feldbesitzes Schafe laufen zu lassen, wofür er von dem Schaf 1 fl. 12 kr., von dem Lamm 36 kr. an die Gemeindekasse entrichtet, was derselben, mit Einschluß des Pferchgeldes jährlich 500 fl. reinen Ertrag liefert.

Die Pferdezucht ist nicht beträchtlich, obgleich schon lange her eine Beschälplatte im Ort besteht. Auf diese werden viele Stuten aus der Umgegend zum Sprung gebracht und mit veredelten Hengsten gekreuzt, was einen sehr vortheilhaften Einfluß auf die Pferdezucht des Bezirks äußert, indem aus demselben jährlich eine nicht unbedeutende Anzahl schöner Pferde theils an das Militär, theils an Privaten zum Verkauf kommt.

Die Rindviehzucht ist sehr bedeutend und wird immer mehr zu heben gesucht; es wird ein rothbrauner, mittelstarker Landschlag gehalten und durch 4–5, theils reine Simmenthaler, theils Bastard Simmenthaler Farren nachgezüchtet und veredelt[1]. Mit Vieh wird auf den Ortsmärkten ein lebhafter Handel getrieben und Mastvieh setzen hauptsächlich die Bierbrauer ab. Milch kommt viel in der Stadt und Butter auf dem Wochenmarkt zum Verkauf.

Die Schafzucht, meist in Bastarden, ist nicht unbedeutend. Auch Schweine werden gezogen, jedoch muß zur Mast noch die


  1. Dem Spital überließ man eine Mannsmad von den Seewiesen, wofür er die Farrenhaltung übernehmen mußte.
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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_125.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)