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25–26) handeln vom Jahrmarkt und Standgeld, vom Eicherlohn und von der Trüb- und Hell.-Eich.

Die frühesten erhaltenen Spuren eines hiesigen Gotteshauses, um wie viel älter auch der Ursprung der Hauptpfarrkirche zur heiligen Maria sein mochte, gehen zurück zum Jahr 1283. Am 5. Jan. d. J. weihte für den Bischof Rudolf von Constanz dessen Weihbischof (Bonifacius dei gratia Bossoniensis ep. ord. fratum heremitarum s. Augustini) eine hiesige Capelle mit vier Altären und ertheilte Ablaß denjenigen, welche an bestimmten Tagen an diesen Altären beten würden; die Altäre waren gewidmet: der erste größere der heil. Maria, den heiligen Stephanus, Laurentius, Augustinus, der zweite den Aposteln Petrus und Paulus, der dritte den heiligen Johannes dem Täufer und dem Evangelisten, und dem h. Nicolaus, der vierte der h. Katharina, h. Margareth, h. Barbara und den 10.000 Jungfrauen (St.-A). Hiezu kam am 22. März 1284 noch 40tägiger Ablaß der päbstlichen Curie für den Besuch der hiesigen Marienkirche (ecclesia b. Marie virginis de H.) an Sonntagen und an Mariä Reinigung, Verkündigung und Himmelfahrt und für Beiträge zum Kirchengebäude, überhaupt zur Kirche (St.-A.). Ein weiterer Ablaß vom Jahr 1317 nahm Rücksicht auf den Weiterbau des damals noch zu vollendenden, der Unterstützung sehr bedürftigen Kirchenbaues (St.-A.).

Die Stiftung der Kirche selbst ging aller Wahrscheinlichkeit nach von den Pfalzgrafen von Tübingen aus; diese stunden ihr als weltliche Schirmer vor und hatten als Lehenherren den Pfarrsatz (Rudolfus c. d. T. dictus Schaerer patronus 1315 Spt. 26. Reg. Boic. 5, 317; vergl. ibid. 7, 149). Mit dem Kirchenlehen betraute Kirchherren waren theils Glieder des pfalzgräflichen Hauses selbst (Reg. Boic. 5, 317), theils Glieder angesehener hiesiger Familien, wie Heinrich Liup im Jahr 1292 und Syfrid Viheli, Letzterer Decan und Kirchherr, z. B. den 20. April 1381 (Schmid Urk. 192). Wirkliche Seelsorger waren den 9. Sept. 1280 Dietrich (sacerdos) Sindelfinger Stiftsherr[1], † 1294 (Chron. Sindelf. 10), im Jahr 1299 Volmar, dieser als Stellvertreter des Leutpriesters (viceplebanus)[2], in welch’ letzterer Eigenschaft Liup im Jahr 1317 erscheint[3]. Obiger Volmar war


  1. Urk. bei Haug zu Chron. Sindelf. 36, vergl. eb. 37 und Schmid 289.
  2. Schmid Urk. 77; auch 1315, 26. Sept., Volmarus sacerdos incuratus. Reg. Boic.5, 217.
  3. Schmid 469; genannt im Jahr 1336, 20. Mai, Liupo decanus perpetuus vicarus in Herrenberg, Reg. Boic. 7, 149, 1336, 19. Jul., Pfaff Liup der Tiegan zu Herrenberg ibid. 155, vergl. ibid. 200.
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_134.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)