Seite:OAHerrenberg 187.png

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Die sehr namhafte Markung ist mit Ausnahme von einigen ganz unbedeutenden Thälchen und des etwas tiefer eingefurchten Deufringer-Thals ziemlich eben; sie grenzt nördlich an die Markungen Dachtel, Deufringen und Aidlingen, östlich an Ehningen, südlich an Rohrau und Nufringen und westlich an Kuppingen, Ober-Jesingen und Deckenpfronn.

Der im Allgemeinen ziemlich fruchtbare Boden besteht meist aus einem leichten Diluviallehm, theils aus Malm (Verwitterung des Muschelkalkdolomits), theils herrscht der Thon vor; er ist durchschnittlich etwas kalt, indem die Unterlage aus einem die Feuchtigkeit nicht gerne durchlassenden Thon besteht. Aus diesem Grunde ist auch der Ertrag der Felder in trockenen Sommern großer als in nassen. Die besten Felder liegen rings um den Ort.

Die Luft ist gesund, jedoch etwas scharf; Frühlingsfröste schaden nicht selten dem Obst, dagegen ist seit 40 Jahren kein eigentlicher Hagelschlag mehr vorgekommen, auch ist Regen etwas seltener, als in der Umgegend. Die Ernte tritt 10–14 Tage nach Jacobi und 6–8 Tage später als bei Herrenberg, Gültstein etc. ein.

Die Landwirthschaft wird gut betrieben; der Flanderpflug und das einfache Joch haben Eingang gefunden, zuweilen wird auch die Walze angewendet, übrigens ist immer noch bei der Hälfte der Einwohner der deutsche Wendepflug im Gebrauch. Die Jauche wird fleißig benützt und neben den gewöhnlichen Düngungsmitteln noch Gips, Asche und Hallerde zur Besserung des Bodens angewendet.

Nach der Dreifelderwirthschaft werden die gewöhnlichen Cerealien und von diesen vorzugsweise Dinkel und Hafer gebaut; ferner zieht man Erbsen, Linsen und Ackerbohnen, letztere häufig gemischt mit dem Hafer. Kartoffeln werden im Haferfeld gezogen. In der nur zu 1/10 angeblümten Brache baut man Futterkräuter, Hanf, Kraut (Spitzkohl), Kohlraben und spärlich Flachs; Reps wird wenig gepflanzt, weil er sehr leicht erfriert. Auf den Morgen rechnet man Aussaat 7 Simri Dinkel, 4 Simri Hafer, 3 Simri Gerste, 5–6 Simri Einkorn, 21/2–3 Simri Roggen und eben so viel Weizen; der durchschnittliche Ertrag wird zu 8–9 Scheffel Dinkel, 4–5 Scheffel Hafer, 4 Scheffel Gerste, 7 Scheffel Einkorn, 2–3 Scheffel Roggen und eben so viel Weizen per Morgen angegeben. Die höchsten Preise eines Morgens Acker sind 450 fl., die mittleren 250 fl. und die geringsten 80–100 fl. Dinkel und Hafer wird häufig von den Händlern aus Deckenpfronn im Ort aufgekauft und auf die Schranne nach Calw geführt.

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 187. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_187.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)