Seite:OAHerrenberg 218.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Öhmd. Die Preise eines Morgens Wiese bewegen sich von 250–400 fl.

Der Weinbau, welcher früher sehr ausgedehnt war, wird nur noch auf etwa sechs Morgen betrieben und liefert ein geringes Erzeugniß, das nur in ganz günstigen Jahren mittelmäßig wird und im Jahre 1846 um 36 fl. per Eimer verkauft wurde. Die Bauweise ist die gleiche, wie die des Unterlandes, und die Preise eines Morgens bewegen sich von 80–100 fl., was den sichersten Maßstab für die Ertraglosigkeit derselben abgibt.

Um so bedeutender ist die Obstzucht, welche in großer Ausdehnung mit musterhaftem Fleiß getrieben wird. Nicht nur die Straßen und Wege, sondern auch die ehemaligen Weinberge und viele Äcker, wie auch die um das Dorf liegenden Grasgärten sind mit Obstbäumen bepflanzt, so daß der Ort gleichsam in einem Obstwald versteckt liegt. Es werden Luiken, Fleiner, Knausbirnen, Palmischbirnen, Wadelbirnen, Kohlbirnen, (welsche Bratbirnen); von Tafelobst Reinetten, Rosenäpfel, Bietigheimer etc. gezogen. Von den Steinobstsorten sind es hauptsächlich Kirschen und etwas Zwetschgen, welche häufig gezogen werden. Das Obst wird theils gemostet, theils an Händler oder in die Schwarzwaldgegenden verkauft und bildet eine namhafte Erwerbsquelle. Das Mißrathen desselben übt daher den nachtheiligsten Einfluß auf die ohnehin ziemlich unbemittelten Einwohner.

Aus 140 Morgen Gemeindewaldungen, in denen die Buche vorherrscht, werden gegenwärtig alle drei Jahre etwa 30 Klafter und 600 Stück Wellen geschlagen und unter die Bürgerschaft vertheilt, so daß ein Bürger 1/4 Klafter und 8 Stück Wellen erhält.

Außerdem besitzt die Gemeinde 15–20 Morgen Weiden, welche nebst der Brach- und Stoppelweide an einen Schäfer verpachtet sind, der etwa 200 Stück Bastardschafe hält und jährlich 90–100 fl. Pacht bezahlt, woneben der Erlös aus der Pferchnutzung in die Gemeindekasse fließt.

Die Rindviehzucht ist gut; eine rothgelbe Landrace wird durch zwei tüchtige Landfarren, die ein Bürger gegen Entschädigung von 80 fl. hält, nachgezüchtet. Mit Schmal- und Mastvieh wird auf benachbarten Märkten einiger Handel getrieben. Schweine werden als Ferkel meist von Tübingen und Weil der Stadt bezogen und gemästet zum Theil wieder verkauft, zum größeren Theil aber in’s Haus geschlachtet.

Von der Geflügelzucht kommen nur Hühnereier nach Außen zum Verkauf.

Die Gewerbe dienen, mit Ausnahme der schon angeführten

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 218. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_218.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)