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Anbau. In der zu 1/3 angeblümten Brache zieht man Kartoffeln, rothen Klee, Angersen und Ackerbohnen und auf geringen Feldern Esper. Reps wird in mäßiger Ausdehnung nicht nur in der Brache, sondern auch im Haferfeld gebaut; Flachs und namentlich Hanf zieht man für den eigenen Bedarf in Ländern. Auf den Morgen rechnet man Aussaat an Dinkel 7-8 Sri., an Hafer 4 Sri. und an Gerste 3 Sri.; der durchschnittliche Ertrag wird zu 8–9 Scheffel Dinkel, 4–5 Scheffel Hafer und 3–4 Scheffel Gerste angegeben. Letztere wird nur in den besten Feldern gebaut und im Ort selbst verbraucht, während sehr viel Dinkel und etwas Hafer nach Außen zum Verkauf kommt. Eine besondere landwirthschaftliche Merkwürdigkeit sind die sogenannten Jettinger Rüben, deren Anbau den Markungen Ober- und Unter-Jettingen eigen ist und vieler Versuche ungeachtet, anderwärts bis jetzt nicht gelang. Sie werden in einem leichten, gut gedüngten Boden Anfangs Juli, wo möglich den 8. (Kilian) mit weißen Rüben, die man nasse Rüben nennt, gesät, und nachdem man die weiße Rübe im Herbst herausgenommen hat, den Winter über im Boden gelassen, und erst im kommenden Frühjahr herausgeackert, um dann in solche Felder Gerste und Linsen zu bauen.

Der Wiesenbau, welcher hauptsächlich in der Nähe des Orts betrieben wird, ist sehr ausgedehnt und liefert ein etwas leichtes, aber sehr nahrhaftes Futter; die Wiesen, denen keine Wässerung, aber eine sehr kräftige Düngung zukommt, sind zweimähdig und ertragen im Durchschnitt per Morgen 18–20 Centner Heu und 6–8 Centner Öhmd.

Der meist aus einer rothen Landrace bestehende Rindviehstand ist bedeutend, besonders werden, zum Theil auf Kosten des übrigen Viehstandes viele Ochsen und Stiere gehalten, die gemästet nebst den Kälbern Gegenstand eines namhaften Handels nach Stuttgart und in das Großherzogthum Baden sind. Für die Haltung der drei Ortsfarren erhält ein Bürger jährlich 175 fl.

Die Zucht der Schweine und der Bienen ist unbedeutend; Geflügel wird nur für den eigenen Bedarf gehalten. Die Brach- und Stoppelweide nebst 5 Morgen Weidefeld, nährt 200–250 Stücke theils deutsche, theils Bastardschafe; sie sind Eigenthum der Ortsbürger, welche einen Weidzins bezahlen, was nebst dem Pferch-Erlös der Gemeindekasse jährlich etwa 600 fl. einträgt.

Außer der durch den Ort führenden Herrenberg-Nagolder Landstraße sind noch Vicinalstraßen nach Ober-Sulz, Wildberg, Emmingen und Unter-Jettingen angelegt, welche dem Ort einen lebhaften Verkehr sichern.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 254. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_254.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)