Seite:OAHerrenberg 259.png

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lagert. Die besten Güter liegen hinter Pfaffenholz, Bettwiesen, Röschenhofen und im Bogen.

Das Klima ist gesund und ziemlich mild; Obst gedeiht gerne, obgleich zuweilen Frühlingsfröste schaden. Hagelschlag kam in 70 Jahren nur dreimal vor. Die im Durchschnitt körperlich kräftigen Einwohner sind sparsam, fleißig, etwas derb und in Folge ihrer unergiebigen Felder, wie aus Mangel an Nebenverdienst, mit wenigen Ausnahmen unbemittelt. Der Begütertste besitzt nicht mehr als 50 Morgen Feld. Indessen sind Feldbau, Viehzucht und etwas Weinbau die Haupterwerbsquellen, während die Gewerbe nur den nöthigsten örtlichen Bedürfnissen dienen; als Nebengewerbe ist die Handspinnerei, welche von den weiblichen Personen häufig um den Lohn getrieben wird, und die von einigen Männern getriebene Strumpfstrickerei zu nennen. Die früher betriebene Wollespinnerei hat in Folge der aufgekommenen Fabriken beinahe ganz aufgehört.

Die Landwirthschaft wird mit Anwendung des deutschen und zum Theil auch des Suppinger Pflugs so gut, als es die natürlichen Verhältnisse erlauben, betrieben; zur Besserung des Bodens bedient man sich neben den gewöhnlichen Düngungsmitteln besonders der Jauche, zu deren Gewinnung an den Düngerstätten durchgängig zweckmäßige Vorrichtungen getroffen wurden. Nach der Dreifelderwirthschaft baut man vorzugsweise Dinkel, Gerste und auf geringen Böden Hafer und Einkorn; die Kartoffeln werden in dem Haferfeld gezogen. Von der Brache werden nur 40 Morgen angeblümt und zwar wegen der unbedeutenden Wiesenfläche durchgängig mit dreiblätterigem Klee und theilweise mit Esper; letzterer kommt überdies noch auf ganz schlechten Feldern häufig zum Anbau, während die Luzerne in aufgegebenen Weinbergen gepflegt wird. Hanf, der gut gedeiht, und Kraut zieht man in eigenen Ländern; Hopfen wird seit einigen Jahren auf etwa zehn Morgen mit gutem Erfolg gepflanzt.

Auf den Morgen rechnet man Aussaat an Dinkel 7–8 Simri, an Hafer 4 Simri, an Gerste 3 Simri und an Einkorn 4 Simri; der durchschnittliche Ertrag wird zu 4–10 Scheffel Dinkel, 1–3 Scheffel Hafer, 4–5 Scheffel Gerste und 4 Scheffel Einkorn per Morgen angegeben. Dinkel, der regelmäßig nach reiner Brache zum Anbau kommt, geräth sehr gut und wird viel nach Tübingen und besonders an Rottenburger Bäcker abgesetzt. Auch Gerste und etwas Hafer kommen auswärts zum Verkauf. Die höchsten Preise eines Morgens Acker sind 400 fl., die mittleren 200 fl. und die geringsten 15 fl.

Die durchgängig zweimähdigen Wiesen liefern per Morgen

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 259. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_259.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)