Seite:OAHerrenberg 267.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Herbstweide benützt; jeder Bürger hat das Recht, zwei Stück Schafe unentgeldlich laufen zu lassen, während die übrige Anzahl der zu haltenden Schafe von den Güterbesitzern nach der Steuerquote gegen ein an die Gemeindekasse [zu] entrichtendes Weidgeld eingeschlagen werden darf, was mit Einrechnung der Pferchnutzung alljährlich 450–500 fl. einträgt. Die Überwinterung der Schafe geschieht im Ort, und die Wolle wird nach Rohrdorf, Ebhausen, Nagold etc. abgesetzt.

Die Pferdezucht, welche sich mit einem kräftigen Landschlag beschäftigt, nimmt in neuerer Zeit ab. Dagegen werden immer noch Fohlen aufgekauft und nachdem sie gehörig erstarkt sind, wieder abgesetzt.

Der beträchtliche Rindviehstand besteht in einem schweren, mit Simmenthaler Bastardfarren gekreuzten Neckarschlag; mit Vieh, besonders mit Mastochsen wird auf benachbarten Märkten, wie nach Stuttgart und in das Großherzogthum Baden, ein lebhafter Handel unterhalten, auch Butter kommt viel zum Verkauf. Die Faselviehhaltung (drei Farren) besorgt ein Bürger Namens der Gemeinde, wofür er neben der Nutznießung von zwei Morgen Gütern jährlich 100 fl. erhält.

Die Zucht der Schweine hat nachgelassen, indem die meisten Ferkel von Außen aufgekauft und mit geringen Ausnahmen für den eigenen Bedarf gemästet werden.

Die Zucht der Bienen wird emsig betrieben und die des Geflügels läßt einigen Handel mit jungen Hahnen und Eiern zu.

Von den Gewerben sind drei Schildwirthschaften, worunter zwei mit Bierbrauerei, eine Handlung und zwei Kramläden zu nennen; ein Mechaniker verfertigt Pumpwerke, Mostpressen, Putzmühlen etc. und setzt seine Fabrikate in der Umgegend ab.

Durch Vicinalstraßen nach Unter-Jettingen, Sindlingen, Nebringen, Thailfingen und Mötzingen ist dem Ort der Verkehr mit der Umgegend hinreichend gesichert; die Unterhaltung dieser Straßen, wie die der Herrenberg-Horber Landstraße, welche eine namhafte Strecke über die Markung führt, verursachen der Gemeinde viele Kosten, wie denn eine jährliche Gemeindeschadensumlage von durchschnittlich 900 fl. nöthig ist.

Übrigens vergl. über den Gemeinde- und Stiftungshaushalt Tab. III.

Unter dem Stiftungsvermögen befinden sich 544 fl., für deren jährliche Zinse Brod angeschafft und an Jacobi den Ortsarmen ausgetheilt wird; überdies genießt die ehemalige Gemeinde Unter-Öschelbronn eine von dem Kloster Bebenhausen herrührende Stiftung, nach der jede Woche 32 Pfund Brod den Ortsarmen

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 267. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_267.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)