Seite:OAHerrenberg 309.png

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Ein Gemeindewaschhaus besteht schon längst.

Durch gut angelegte Vicinalstraßen nach Ober-Jettingen, Sindlingen, Öschelbronn, Mötzingen und Nagold ist der Ort mit der Nachbarschaft in Verbindung gesetzt.

Die Gemeinde besitzt 280 Morgen Waldungen, welche zur einen Hälfte mit Nadelholz, zur andern mit Laubhölzern bestockt sind. In den Nadelwaldungen, welche im 100jährigen Umtriebe bewirthschaftet werden, herrscht die Roth- und Weißtanne vor, während die Forche untergeordnet ist; die in einem Umtrieb von 15–20 Jahren bewirthschafteten Laubwaldungen bestehen meist aus Birken, Aspen und verschiedenen Straucharten mit Eichen als Oberholz. Von dem Ertrag erhält jeder Bürger jährlich 20 Stück Wellen, woneben zum Nachtheil der Waldungen noch gegen 50.000 Stück Ernteweiden jährlich abgegeben werden. Das Eichenoberholz wirft im Durchschnitt einen jährlichen Erlös von 300–350 fl. ab. Einzelne Bürger besitzen auch je einige Morgen Privatwaldungen.

Übrigens siehe über die Gemeindeverwaltung und den Stiftungshaushalt Tab. III.

Außer dem Vermögen der Stiftungspflege sind noch 673 fl. Stiftungs-Capitalen vorhanden, deren jährliche Zinse zur Unterstützung der Ortsarmen verwendet werden.

Die Pfarrei, welche von der Krone besetzt wird, scheint im Jahre 1603 gestiftet worden zu sein, indem in diesem Jahre die Reihe der Geistlichen mit Jacob Beza beginnt (siehe Binder 1, 570); von 1645–1665 war Unter-Jettingen Filial von Ober-Jettingen.

Bis zur Ablösung hatte der Staat die Grundgefälle und auch den großen Zehenten zu beziehen; kleine Zehenten hatte die Gemeinde nie zu entrichten.

An der westlichen Markungsgrenze zieht eine Römerstraße (Hochsträß) hin (siehe den allgemeinen Theil). Etwa 1/8 Stunde südwestlich vom Ort wird eine Flur „Wolfenkirch“ oder „beim Bildstock“ genannt; man stößt daselbst noch auf Grundmauern. Nordöstlich (1/4 Stunde) vom Ort kommt der Flurname „Ober-Fischingen“ vor, welcher einen abgegangenen Wohnort vermuthen läßt.

Die frühesten bekannten Besitzer Unter-Jettingens sind die Grafen von Hohenberg; es steht dahin, ob diese als Rechtsnachfolger der Pfalzgrafen von Tübingen oder von altem Stammgut her ihre hiesigen Rechte und Güter inne hatten (vergl. auch Ober-Jettingen). Bei der Theilung im gräflichen Hause Hohenberg zwischen den Grafen Burkhard und Konrad, vom 2. Sept. 1355, wurde das Dorf dem Grafen Konrad zugewiesen (Mon. Zoller,

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 309. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_309.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)