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bisher der Staat Großzehentherr auf der Markung. Den kleinen Zehenten bezog theilweise die Stadtpfarrei, theilweise die Pfarrei Mühlhausen an der Würm. Der Heuzehente stand den Besitzern des Widdumhofs zu, welche das Faselvieh zu halten haben; von 5 Morgen Wiesen hatte der Staat und der Meßner den Zehenten je zur Hälfte zu erheben. Grundherrliche Gefälle bezogen bisher auf hiesiger Markung neben dem Staat, der Meßner in Tiefenbronn, die großherz. bad. Beamtung Mühlhausen an der Würm, die Stadtpflege und die Stiftungspflege Heimsheim.

Auf der Markung besitzt der Staat ein 2056/8 Morgen großes Meiereigut, welches übrigens in einzelnen Parzellen zerstreut liegt und an Bürger des Orts verpachtet ist.

Der Ort Perouse wurde ursprünglich auf Heimsheimer Markung erbaut und war auch lange Zeit mit der Gemeinde Heimsheim vereinigt (s. die Orts-Beschr. v. Perouse).

Das Orts-Wappen bilden zwei aus schwarzem Boden hervorwachsende, kreuzweis stehende, goldene Ähren in grünem Felde.

In unbedeutender Entfernung, westlich von dem Ort, finden sich unter den Benennungen Heerstraße, Steinstraße, Feuersteinstraße Spuren einer von Malmsheim herkommenden Römerstraße, welche sich mit der 3/4 Stunden nördlich vom Ort nach Pforzheim ziehenden römischen Hauptstraße vereinigte (s. d. allgem. Theil). Unfern der ersteren Straße, nur 1/8 Stunde nordöstlich der Stadt, wird auch ein hoher Punkt „die Wartmauer“ genannt, auf dem vermuthlich die Römer eine Warte angelegt hatten. Etwa 1/2 Stunde nördlich vom Ort in geringer Entfernung von der Römerstraße trägt ein Ackerdistrikt den Namen „Hofstatt“, an diesen grenzt die Flur „Bürgle“ und westlich von letzterer liegt der sog. „Kalkofen“, welche Flurnamen in Verbindung mit dem Vorfinden von Mauerresten und Backsteinen der Vermuthung Raum geben, daß hier ehemals ein Wohnplatz gestanden habe. Von Heimsheim führt ein alter Weg unter dem Namen „Heuweg“ d. i. Höhweg nach der Frohn-Mühle, wo neuerlich (von dem Verfasser dieser Beschreibung) Spuren eines abgegangenen römischen Wohnplatzes entdeckt wurden.

An der westlichen Markungsgrenze, welche zugleich die Landesgrenze bildet, ist die sog. Schanze, Landgraben, noch auf größere Strecken sichtbar und ziemlich gut erhalten (s. d. allg. Theil).

Der Name Heimsheim kommt her von dem altdeutschen Mannsnamen Heimboto. Erstmals genannt wird der Ort als Heimsbodesheim im Jahr 965, in dessen Beginn dem von Italien nach Deutschland zurückgekehrten K. Otto I. seine Söhne Otto und Wilhelm, letzterer Erzbischof von Mainz, entgegenzogen und hier mit ihm zusammentrafen (Cont. Regin. bei Pertz Mon. 1, 627).

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Leonberg. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 153. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALeonberg_153.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)