Seite:OALudwigsburg0134.jpg

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jedoch theils schon früher, theils in neuerer Zeit wieder abgingen, nämlich:

1) Eine Tabaksfabrik, welche Herzog Karl Alexander im Jahre 1736 errichten ließ. Sie wurde den churpfälzischen Schutzjuden von Mannheim, Jakob Benzheim, Koppel Wolf Brühler, Mayer Wassertrittlinger u. Comp. auf 12 Jahre vom 1. Novemb. 1736 an verliehen, welche vertragsmäßig alle Unterthanen des Herzogthums mit Rauch- und Schnupftabak zu versehen hatten, wogegen Jedermann, vom Civil- oder Militärstande, bei Strafe verboten war, Tabak vom Auslande zu beziehen, er sei geschenkt, gekauft, getauscht oder gefunden.

2) Eine Seide- und Florfabrik von Johann Ludwig Rueß bestand schon im Jahre 1735 in dem damaligen Schul- und Breierischen Hause und beschäftigte gegen 40 Personen.

3) Eine Porcellan- und Fayencefabrik wurde im Jahre 1737 von Privaten errichtet. Im Jahre 1757 machte Ingenieur-Capitain B. C. Häckher bekannt, der Herzog habe ihm erlaubt, eine Porcellanfabrik in Ludwigsburg mit 20jähriger Befreiung anzulegen; er wolle nun Meißner Porcellan, Fayence, marmorirtes, goldglasirtes Porcellan, thönerne Pfeifen etc. verfertigen, und lud zur Theilnahme ein, indem er wenigstens 30 % Gewinn versprach. Die geringste Einlage war 10 fl. (s. Physik. Ökonomische Wochenschrift B. 2. 189). Allein die Fabrik gewann bei dem Betrieb auf Actien keinen Fortgang, daher der Herzog dieselbe im Jahre 1758 auf eigene Kosten übernahm. Der Herzog bot Allem auf, sie empor zu bringen, und ließ die tüchtigsten Künstler, Maler und Modelleurs aus dem Auslande, namentlich aus der französischen Fabrik von Sevres kommen, so daß bald vortreffliche Fabrikate, besonders kunstvolle Figuren, welche den gelungensten französischen Arbeiten an die Seite gestellt werden durften, aus der Anstalt hervorgingen. Das Unternehmen erfreute sich auch längere Zeit eines guten Fortgangs, kam aber allmälig zurück, hauptsächlich weil man die nöthige Erde aus dem Auslande, aus Frankreich und aus dem Passauischen beziehen mußte, und wurde unter der gegenwärtigen Regierung im Jahre 1824 ganz aufgehoben.

4) Die nach der Gründung des Zucht- und Waisenhauses mit demselben verbundene Tuchmanufactur war allmälig in Zerfall gerathen, bis sie unter der Regierung des Königs Friedrich neu eingerichtet und auf Staatsrechnung betrieben wurde. Sie beschäftigte sämmtliche Zwangs- und Arbeitshäuser des Landes mit Wollenspinnen und lieferte zunächst für das Militär und den Hof Tücher, Pferdeteppiche etc. Später wurden auch feinere Tücher auf Verkauf verfertigt.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0134.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)