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Privilegium Fori nach ihrem Stande, die Abzugsfreiheit, das Recht der Privattheilung und andere Wohlthaten.“ Der lange Streit mit dem Kirchenrath wegen der ihm entzogenen Erlach- und Fuchshofgüter endete damit, daß letzterer doch in den Jahren 1780–87 100.000 fl. zur Entschädigung erhielt.

Erst 1794 nahm Ludwigsburg wieder etwas zu; Herzog Ludwig Eugen verlegte damals seinen Sommeraufenthalt hieher, wie er denn auch, am 20. Mai 1795, auf einem Spazierritt in der Allee beim Gasthof zum Bären vom Schlage getroffen allda verschied[1].

Zu einem neuen gedeihlichen Wachsthum aber kam Ludwigsburg seit 1797 mit der Regierung Herzog Friedrichs II. (des nachherigen Königs), welcher schon 1790 als Prinz in dem „Palais“ (früher v. Dedell’schen Hause, seit 1833 Museum) gewohnt hatte; er erwählte die Stadt, zum großen Vortheil für dieselbe, zu seinem gewöhnlichen Sommeraufenthalt. Unter ihm wurden der Karlsplatz vollendet, das Heilbronner Thor gebaut, das Schloß und die Anlagen bedeutend verschönert, und letztere mit der Emichsburg (1798) geziert. Mit dem Militär steigerte sich die damalige Bevölkerung oft auf 10–12.000 Seelen. Nach seinem Tode (1816) wohnte seine Wittwe hier und starb allda den 6. Oct. 1828; ihre Hofhaltung brachte der Stadt großen Nutzen, Hilfsbedürftigen aber ihre Wohlthätigkeit vielen Beistand.

König Wilhelm machte Ludwigsburg zum Hauptwaffenplatz des Landes und verlegte dahin 1817 die Regierung des Neckarkreises und die (1849 aufgehobene) Finanzkammer dieses Kreises. Auch tagte hier die Ständeversammlung, mit welcher die Verfassungsurkunde vom 25. September 1819 zu Stande kam.

Das Patronat- und Nominationsrecht zu sämmtlichen Kirchenstellen hängt von königlicher Collatur ab.

Anfangs waren die Ludwigsburger todt und lebendig nach Oßweil eingepfarrt gewesen; indeß wurden durch Vicarien bereits 1711 Predigten und seit 1716 Taufen in Ludwigsburg gehalten, ein Kirchhof daselbst wurde aber erst 1719 angelegt. Die Stadtpfarrei wurde in demselben Jahre 1719 errichtet und im Jahre 1720 durch den Specialsuperintendenten Schmidlin (vorher Diaconus in Neustadt a. d. L.) bezogen. Zugleich mit dem Decanate wurden 1719 zwei Diaconate errichtet. Die Bewohner des Fuchs- und Schafhofes


  1. Etwa 10 Schritte abwärts von der Treppe, welche von der Straße in die Allee führt, zeigt man noch einen mit einem Kreuz bezeichneten Pflasterstein als die Stelle, an welcher der Herzog verschied.
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 152. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0152.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)