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gehört zu den Seltenheiten. Der sog. Mehlthau schadet zuweilen den Getreidefrüchten im Neckarthal.

Die Landwirthschaft wird im Dreifeldersystem mit vielem Eifer und mit Anwendung verbesserter Ackergeräthschaften (Brabanter- und Suppinger-Pflug, Repssämaschine, Walze etc.) betrieben; auch sind die Düngerstätten größtentheils zweckmäßig angelegt und die Gülle wird sehr fleißig benützt. Außer diesen gewöhnlichen Düngungsmitteln, die in großer Ausdehnung auch von Ludwigsburg bezogen werden, bedient man sich des Gypses, der Asche und zuweilen des Compostes. Von den Getreidearten werden vorzugsweise Dinkel, Hafer und Gerste gebaut, während der Anbau von Einkorn, Waizen und Roggen, letzterer um des Bindstrohs willen, unbedeutend ist; die Gerste gedeiht sehr gerne, daher auch ihr Anbau in neuerer Zeit zunimmt, während der des Hafers sich vermindert. In der zu 3/4 angeblümten Brache zieht man vorzugsweise Kartoffeln, die hier sehr gut gedeihen und auswärts gesucht sind, dreiblättrigen Klee, Angersen, Wicken (auch im Haferfeld), Welschkorn und in neuerer Zeit Zuckerrüben, auch etwas Reps und Mohn; Hanf wird meist in eigenen Ländern, jedoch nur für den eigenen Bedarf, gebaut. Auch der Tabackbau, wegen dessen ein Ortsbürger im Jahre 1854 einen Preis erhielt, hat Eingang gefunden. Die Aussaat auf einen Morgen beträgt 7 Sri. Dinkel, 4 Sri. Hafer, 3–31/2 Sri. Gerste, 6 Sri. Einkorn und 3 Sri. Waizen. Der durchschnittliche Ertrag wird zu 8–9 Scheffeln, ausnahmsweise 12 Scheff. Dinkel, 4–5 Scheff., ausnahmsweise 6–7 Scheff. Hafer, 5 Scheff. Gerste, 7–8 Scheff. Einkorn und 3–4 Scheff. Waizen pr. Morgen angegeben. Der Verkauf an Früchten ist beträchtlich und beträgt in günstigen Jahren etwa 4000 Scheff. Dinkel, 1200 Scheff. Hafer und 800 Scheff. Gerste. Die Preise eines Morgens Acker bewegen sich von 200–450 fl. und die eines Morgens Wiese von 350–450 fl.

Die Wiesen können nicht bewässert werden und liefern durchschnittlich 25 Centner Heu und 10 Centner Öhmd vom Morgen; in trockenen Jahrgängen stellt sich übrigens der Ertrag des zweiten Schnitts wegen des sandigen Bodens in der Thalebene weit geringer, auch leiden die Wiesen zuweilen durch das Austreten des Neckars.

Der Weinbau ist ganz unbedeutend und liefert im Ganzen etwa 40–50 Eimer Wein (Schiller), der von mittlerer Güte ist und im Orte selbst consumirt wird. Der Eimer kostete in den Jahren 1846 64–66 fl., 1848 44 fl., 1849 25–30 fl., 1857 40–48 fl. und 1858 35–38 fl. Die Preise eines Morgens Weinberg bewegen sich zwischen 200 und 250 fl.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 160. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0160.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)