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die 1/2 Stunde unterhalb des Orts bei Neckarrems bestehende Staatsbrücke benützen.

Die Gemeindepflege bezieht außer den schon angegebenen Einnahmen nur etwa 350 fl. Pachtrente aus Gemeindegütern; auch das Vermögen der Stiftungspflege ist unbedeutend und besteht aus einigen Kapitalien und 16 Morgen Güter, die jährlich etwa 230 fl. eintragen; es werden daher alljährlich gegen 2400 fl. Gemeindeschaden umgelegt.

Durch den westlichen Theil der Markung zog eine Römerstraße, welche unter der Benennung „Sträßle“ von Mühlhausen herkommend nach Oßweil führt.

Etwa 1/2 Stunde nordwestlich vom Ort auf der Flur „Stämmen,“ unfern der Flur „zu Brunnen,“ fand man ausgedehnte Reste einer römischen Niederlassung in Grundmauern abgegangener Gebäude bestehend etc., auch gegenwärtig stößt man nicht selten auf Mauerreste, römische Ziegel, Gefäßfragmente, Heizröhren etc. Die häufigsten Spuren dieses römischen Wohnplatzes zeigen sich auf den daselbst befindlichen Grundstücken des Schultheißen Kinzler, Friedrich Hafner, Balthasar Schäppeler etc.

In der Nähe des sog. Klingelbrunnens, auf der rechten Seite des Neckars, gegenüber von Aldingen, soll nach der Sage ein Schloß gestanden sein; daselbst wurden schon namhafte Mauerreste ausgegraben und zur Zeit der Fruchtreife verrathen die früher gelb werdenden Fruchtstreifen noch deutlich die unter der Oberfläche hinziehenden Mauerlinien. An dieser Stelle, namentlich auf den Grundstücken des Johannes Buchhalter, Georg Edelmaier und Hieronimus Buhl von Aldingen, wie des Johannes Mößner von Neckargröningen, findet man allerseits noch römische Ziegel, Fragmente von Heizröhren und Gefässen, von denen einzelne von Siegelerde, bemalte Wandreste etc., die einen hier gestandenen römischen Wohnplatz außer Zweifel setzen.

In den sog. Halden nordwestlich vom Ort, oben an dem Rande des Abhanges, wurden im Jahre 1830 mehrere Reihengräber aufgefunden, die außer den Skeletten alte Waffen (namentlich sog. Sachse), bronzene Ohrenringe, Thonperlen etc. enthielten. Ein ähnliches Grab fand man schon im Jahre 1821 unfern dieser Stelle bei dem sog. Kocher.

Das alte Schloß, welches nach der Volkssage abbrannte, stand am nördlichen Ende des Dorfs unfern der Kirche; von demselben ist noch ein Theil der starken Ringmauer und des Zwingers vorhanden. Ein früheres Schloßgebäude dient gegenwärtig als Scheune und ein

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 162. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0162.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)