Seite:OALudwigsburg0215.jpg

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Löwen (von Mack und Friedrich in Stuttgart gefertigt) gezierte doppelte Auffahrt zu einer Freitreppe, die bis zu einem auf 6 Säulen ruhenden Eingang in das zweite Stockwerk fortsetzt. Um dieses Stockwerk führt eine mit reicher Bildhauerarbeit gezierte Gallerie, an den 4 Ecken des Gebäudes stehen Statuen in Nischen, die 4 Jahreszeiten vorstellend, von Lejeune. Das Dach besteht aus einer mit Balustraden umfangenen Kuppel. Das Innere enthält 9 Zimmer und in der Mitte einen runden, prachtvoll ausgeschmückten Saal, dessen Decke bis in die Kuppel hinaufstrebt und mit einem kunstreichen Gemälde von Guibal geziert ist. Aus dem Saal führt ein Ausgang auf die Gallerie, von der man einen überraschenden Anblick über den vor dem Schloß sich ausdehnenden See genießt. Die schön ausgestatteten Zimmer enthalten Kunstwerke von Dannecker, Hetsch, Guibal, Scheffauer, Isopi, Bärenstecher etc.

Die zum Schloß gehörigen Anlagen bestehen zu beiden Seiten des Gebäudes in freundlichem, mit vielfältig gekrümmten Wegen durchzogenem Buschwerk, während sich im Rücken des Schlosses ein Rasenplatz ausdehnt, über den zwei Alleen zu der Stelle führen, auf der früher das Festingebäude und das im Jahr 1809 erbaute Theater standen. An der Vorderseite des Schlosses dehnt sich ein sehr ansehnlicher, oblonger, mit einem Wassergraben und Alleen umgrenzter Raum, der Rasenplätze, hauptsächlich aber einen etwa 20 Morgen großen See mit mehreren Inseln einschließt. Von den Inseln, welche größtentheils mit üppigem Baum- und Buschwerk bepflanzt sind, zeichnen sich die Kapelleninsel und die Amorsinsel besonders aus, zu denen man mittelst einer Gondel von dem Schloß aus über den mit Schwanen belebten See gelangt.

Auf der nordöstlichen Spitze der in die Länge gedehnten Kapelleninsel erhebt sich ein künstlich aufgeführter Felsenhügel, der eine Kapelle, welche König Friedrich von Hohenheim hieher versetzen ließ, trägt. Auf dem Wege zu der Kapelle begegnet man einer in dem Felsen angebrachten Halle, von der man in ein dunkles Gewölbe gelangt, hier sitzen 12 Tempelherrn um einen runden Tisch und halten Fehmgericht. Ihre Rüstungen hängen an der Wand und auf dem Tische liegen Schwert, Kreuz und Todtenkopf. Bei der Kapelle angekommen, überrascht einerseits die freundliche Aussicht über den See hinweg an das Schloß, anderseits die Kapelle selbst, welche in einem ansprechenden, jedoch etwas manirirten Geschmack gehalten ist. Das freundlich ausgestattete Innere ist mit einem Kreuzgewölbe gedeckt und enthält in der Chornische in

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 215. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0215.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)