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Die Gemeindepflege besitzt einiges Grundeigenthum, etwa 6000 fl. Kapitalien, die Stiftungspflege etwa 8000 fl., worunter eine Stiftung begriffen ist, deren jährliche, 28–30 fl. betragende Zinse zu Brod für Arme verwendet werden (s. Tab. III.).

Das Ortswappen besteht aus zwei von einander stehenden Halbmonden, zwischen welchen sich ein Stern befindet.

Auf den sog. Scheerwiesen, etwa 1/8 Stunde östlich vom Ort, befindet sich ein alter gefaßter Brunnen, in dessen Nähe man römische Ziegel, Teichel, Gefäßefragmente und wenige Spuren von Mauerresten findet, die einen hier bestandenen römischen Wohnplatz verrathen.

Nahe (östlich) am Ort, an dem sog. Schelmenpfad, wurden vor einigen Jahren mehrere Reihengräber aufgedeckt, die neben spärlichen Resten menschlicher Skelette verschiedene alte Waffen, Perlen von Glasfluß, Bruchstücke von Gefässen, Knöpfe und Ringe von Bronce, eine römische Münze etc. enthielten; letztere hatte ein goldenes Öhr und wurde vermuthlich als Anhänger getragen (s. hierüber auch die Schwäb. Chronik von 1850 S. 864).

Etwa 1/2 Stunde östlich vom Ort stand auf der freien Hochebene, die noch „zu Vöhingen“ genannt wird, der längst abgegangene Weiler Vöhingen, von dem noch vor etwa 60 Jahren Ruinen der ehemaligen Kirche vorhanden waren. Jetzt lassen nur noch einige künstlich angelegte Ackerraine (Terrassen) die ehemalige Ortslage vermuthen. An der Stelle der ehemaligen Kirche ziehen noch Reste eines alten Hohlwegs vorüber, der nach der Sage ein Wallfahrtsweg gewesen sein soll. Ein alter, auf der südlichen Seite mit einem Rain begleiteter Weg zieht von Schwieberdingen gegen das sog. Vöhinger Kirchle und führt noch den Namen Vöhinger Weg; ebenso zieht ein Fußweg von Kornwestheim dahin, welcher stellenweise das Vöhinger Pfädle genannt wird.

Zu dem Ort Vöhingen gehörten 822 Morgen Güter, welche gegenwärtig noch vermarkt sind; von denselben hatte das Hofkameralamt Stammheim, vormals die Kellerei Markgröningen 1/3 und der Hospital Stuttgart 2/3 des Zehenten zu beziehen. Der Antheil des Hofkameralamts wurde mit dem von Wallbrunn’schen Rittergut erworben und ist besonders ausgeschieden. Der Antheil des Hospitals Stuttgart wurde schon im Jahr 1435 von Hans Welling in Stuttgart, welcher solchen als Lehen von Württemberg inne hatte, erkauft, daher sich auch die Familie Welling darnach nannte.

Etwa 1/4 Stunde nordwestlich von Schwieberdingen wird ein hochgelegener Punkt „Wartbügel“ genannt und in der Nähe desselben

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 318. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0318.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)