Seite:OANeckarsulm0050.jpg

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Durch die Halden des nach Süden vorspringenden Ilgenbergs (Egidienbergs) herab, von wo aus wir thalabwärts drüben am Berge die Mauern und Thürme des alten Deutschordensschlosses Heuchlingen erblicken, steigen wir in das anmuthige, meist enge, in zahlreichen Wendungen sich schlängelnde Thal der Jagst und gelangen von Untergriesheim, an dem freundlichen badischen Städtchen Neudenau und der uralten Gangolfskapelle mit ihrem steinbehelmten Thurm vorüber, an den wiederum württembergischen Ort Siglingen, von da weiter nach Züttlingen. Wenig nur ist das über dem Fluß gelegene Schloß von Assumstadt sichtbar, höher ragt das nahe Schloß Domeneck, am Berge drüben hängend. Weiter oberhalb im ansprechenden Thal liegt Möckmühl, wo die Bahn die Jagst verläßt, um in dem engen Thal der Seckach nordwärts zu eilen nach Roigheim, dem nördlichsten Dorfe des Oberamtsbezirks. Von jenseits der Seckach erblicken wir das zum Theil noch mit Mauern umgebene Städtchen Möckmühl, auf drei Seiten von den Flüssen Seckach und Jagst umgeben, auf der vierten, nördlichen, sich zu einem Hügel erhebend, der nach Norden und Westen tief abfällt und die alterthümliche Burg trägt mit ihren Mauern und Thürmen, besonders dem hochragenden Rundthurm. Er erinnert an die Zeiten, wo die württembergischen Vögte hier walteten, an den unverzagten Götz, der hier den Bündischen in die Hände fiel. Aber dort zerfällt eine Mauer und dort ein Thurm allmählich, und an der Stätte, wo einst die Vögte gewaltig schalteten, wo die stattliche Burg stolz hinabschaute ins Thal, steht heutzutage – das Armenhaus: sic transit gloria mundi!

Die durch das enge gewundene Thal führende Straße bringt uns, nachdem wir wieder einen Theil badischen Gebiets passirt haben, nach Widdern, wo von Norden her kommend die Kessach bei ihrer Mündung im Städtchen ein malerisches Bild bietet, und unmittelbar an dem Fluß liegt hübsch das jetzt zu modernen Zwecken umgewandelte Schlößchen. Von hier durch Olnhausen nach dem östlichsten Ort des Bezirks im Jagstthal, dem freundlichen Jagsthausen. In scharfer Biegung wendet sich der von Norden kommende Fluß nach Westen, zu dem für den Alterthumsforscher hochwichtigen Flecke, nach der Stelle des römischen Castrums, wenig westlich von dem in nordnordwestlicher Richtung ziehenden Grenzwall. Das Terrain steigt von dem südlichen Theil bei der Flußbiegung gegen Norden immer mehr an, oben gekrönt von der stolz nach Westen ins Thal blickenden und hier steil abfallenden

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 050. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0050.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)