Seite:OANeckarsulm0164.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

auch sind die Ochsen im Zuge gut und dauerhaft, so daß es wirklich zu bedauern ist, daß diese ausgezeichnete Rasse gar nicht mehr in ihrer Reinheit anzutreffen ist.

Wohl kommen alljährlich Züchter aus dem Nachbarlande Baden, aus dem württembergischen Taubergrunde, in neuerer Zeit auch aus Elsaß, um sich bei uns Zuchtthiere vom Neckarschlage zu holen und nehmen auch in der That stets sehr schöne Exemplare solcher „gelbrother Thiere“ mit fort, allein wirklich reine Thiere dieser Rasse sind wohl nicht mehr zu finden; dieselbe ist erloschen durch die stete Kreuzung mit Simmenthaler Farren, welche Thiere sowohl in der Farbe, als ihrer ganzen Körperkonstitution nach viele Ähnlichkeit mit denen des Neckarschlags haben.

Es ist somit im Bezirke die Zuchtrichtung Kreuzung von Simmenthaler Farren mit Neckarvieh, wobei jedoch mindestens 3/4 Blut auf die Simmenthaler Rasse kommt, indem durch Vermittlung des landwirthschaftlichen Bezirksvereins Neckarsulm schon seit längerer Zeit alle 2–3 Jahre ein Transport Originalfarren, auch Kalbeln in dem Simmenthal selbst geholt und an die Farrenhalter und Viehzüchter verkauft werden. Der Zuchtbetrieb bei dem kleinen Bauern ist fast durchweg der gleiche: wenn möglich, werden die Kälber nach den Abgewöhnen von der Mutter „angebunden“ und später entweder als sogenannte Stiere an größere Ökonomen, Händler, auch Metzger verkauft, oder aber werden die weiblichen Thiere, wenn sie sich zur Zucht eignen, als Zuchtthiere behalten oder als solche verkauft. Aufzucht der Stiere zu Ochsen findet nicht statt.

Die Viehhaltung auf den großem Gütern ist verschieden; die Gutswirthschaften der Zuckerfabriken in Assumstadt, Bürg, Willenbach haben gar keine Züchtung, sondern nur Mastung und zwar Ochsenmastung. Desgleichen ist auf den Domänen Lautenbach und Heuchlingen auch keine Aufzucht, sondern nur Milchproduktion nach Heilbronn und Heidelberg. Die ausgemolkenen Kühe werden dann fett gemacht und verkauft und kommen meist nach Mannheim oder Mainz, während auf den meisten andern größern Gütern Viehzucht nebst theilweiser Milch- oder Mastviehhaltung getrieben wird, und zwar auf einigen größeren geschlossenen Gütern, z. B. Maisenhälden (Schmid) und Jagsthausen (Klein) in ganz musterhafter Weise.

Die Farrenhaltung ist leider noch in Händen von Privaten, doch wird durch die alljährliche Oberamtsfarrenschau, welche durch

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 164. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0164.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)