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von den Bauern ohne Widerstand eingenommen, geplündert und niedergebrannt. Da die Deutschherren die Burg nicht wieder aufbauten, vollendeten die Elemente und Menschenhände allmählich das Werk der Vernichtung. Im Jahre 1661 wurde den Neckarsulmern Erlaubnis gegeben, die besten Steine der Ruine zum Bau des Kapuzinerklosters zu verwenden (s. o.). auch die große Kelter in der Keltergasse soll zum Theil von den auf Scheuerberg geholten Steinen gebaut worden sein (s. o.). Auf einem in der Kirche zu Kochendorf befindlichen Bild vom Jahr 1614 erblickt man noch sehr ansehnliche Überreste der ehemaligen Burg; zu Ende der zwanziger Jahre des 19. Jahrhunderts sollen noch die letzten Reste gestanden sein in einem ca. 4 m hohen Rundthurm, dem sog. Rondell; dieser letzte Rest wurde vom Kameralamt verkauft und zu Weinbergsmauern verwendet. – Heutzutage steht an der nach Westen gewendeten Stirnseite des Berges ein im Jahr 1871 neu hergestelltes kolossales Kruzifix von Holz. Über die Aussicht von diesem Punkt siehe unter „Naturschönheiten“.

In der Stadt selbst erwähnen wir von alterthümlichen Gebäuden den in der Langengasse gelegenen Pfleghof des Klosters Amorbach, den Amorbacherhof, jetzt in Privatbesitz. Über dem großen rundbogigen Portal gegen die Straße befindet sich schön gearbeitet die Statue der Maria und das bischöfliche Wappen (wagrecht getheilt, oben Mönch mit Blume in der Rechten, unten rechtsgehender Löwe mit 3 Lilien), darüber der Bischofshut. An der Ecke steht folgende Inschrift: Rvr. dns Coelestinus, o. s. Bened. Abbas Amorbac. me posuit. 1705. Hinten Hof und Ökonomieräume. – Im nordöstlichen Theil der Stadt heißt ein Privathaus noch das Greckische, die Gasse die Greckengasse. (1334 erwarb schon das Kloster Schönthal einen Hof des Kraft Greck von Kochendorf.) In derselben Gegend der Stadt heißt ein anderes Privathaus (Nr. 153), das im Innern zum Theil noch bessere Mauerung zeigt, das Klösterle. – Neben der Kirche, rechts vor der Façade steht das in ganz tüchtiger Renaissance mit steinernen Sprossenfenstern aufgeführte Haus der Familie Holzapfel. Es zeigt in Stabeinfassung 2 Schilde, rechts an einem Stiel 3 Äpfel, links eine Armbrust, mit der Umschrift: „Das Haus steht in Gottes Hand, zum Holtzapffel ist es genandt. Als man zählt 1579 nach Christi Geburt ist dies Haus durch den ehrenhaften und achtbaren Joh. Holtzapffeln von Schweinfurt, derzeit Kellern von Neckarsulm,

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 252. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0252.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)