Seite:OANeckarsulm0296.jpg

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Die Kirche in ihrer heutigen Gestalt enthält romanische und gothische Spuren und soll vom Jahr 1513 herrühren. Diese Zahl findet sich im Innern an dem gothischen Gewölbe über dem südlichen Nebenaltar. Die Kirche steht in der Richtung von West nach Ost, so daß der im Osten angebaute viereckige Thurm in seinem unteren Geschoß den Chor mit dem Hauptaltar enthält. Kirche und Thurm sind außen grau beworfen; die Fenster zeigen alle möglichen Formen: gothische Fenster, solche im Rundbogen und gewöhnliche viereckige. Das Thor im Westen ist im Rundbogen, das im Süden im Spitzbogen gehalten. An dem Thurm finden sich die bekannten romanischen, durch ein Mittelsäulchen getheilten Rundbogenfenster unter dem geschlossenen gemeinsamen Deckbogen. Auf ihm hängen 2 Glocken, die eine mit der Umschrift: ora pro nobis. 25. Junius 1688, die andere größere ist 1874 gestiftet worden von der Gemeinde Böttingen.

Außen an der Südseite der Kirche ist in die Mauer eingesetzt der Grabstein des 1661 gestorbenen teutschmeisterischen Schultheißen Christian Wörner von Bettingen.

Weiter rechts auf dem Boden liegt ein großer Grabstein mit 3 übereinanderstehenden Sensen.

Ebenfalls an der Südseite der Kirche außen in einer Nische rechts von dem südlichen Haupteingang steht ein wohlerhaltenes, interessantes Alterthum, ein römischer Opferstein mit Inschrift und Figuren (s. o. S. 234 f.). Zwei schlanke Pappeln erheben sich an der Südseite der Kirche, weithin im Neckarthal sichtbar. Im Osten der Kirche findet sich in einem Heu- und Fruchtschuppen ein erwähnenswerthes, wie es scheint aus der Kirche leider ausgewiesenes Bild, das seiner Vernichtung entgegengeht. Es stellt den Kampf des schwertgerüsteten Michael gegen den feuerspeienden Drachen dar. Unter dem Bild war wohl auf blauem Grund eine Inschrift; hier sind noch Spuren von drei Wappen sichtbar, neben deren einem rechts zu lesen ist: Karl Freiherr zu Wolckenstein, Herr zu Drostburg, Kayß. Kommenthur zu Horneckh Teutsch Ordens anno 16.3. (W. war Kommenthur von 1606 bis über 1631). Die Malerei scheint sehr sauber gewesen zu sein. – Außerdem steht noch ein einzelnes Bauernhaus auf dem Berg in der Nähe der Kirche. Die Unterhaltungspflicht der Kirche hat die Gemeinde; ein Pfarrhaus ist nicht vorhanden, da die Gemeinde Filial von Gundelsheim ist.

Das Schulhaus, an der Hauptstraße im Ort stehend, ist zugleich Rathhaus; es wurde 1842 neu erbaut, ist zweistöckig

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 296. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0296.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)