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führenden Straße, welche unter dem Namen „Dallauer Straße“ durch den Seelbachwald östlich vorbei an Dornbach in das Thal der Elz führt. Daß bei der Stadt (oder auf dem Michelsberg?) eine römische Niederlassung war, ist wahrscheinlich. – Am Abhang des Michelsbergs wurde 1864 ein noch gut erhaltener römischer Schlüssel gefunden, der sich in der Stuttgarter Alterthumssammlung befindet (s. Wirt. Franken 1865, S. 112).

Reihengräber finden sich in südöstlicher Richtung von der Stadt, etwa 10 Minuten entfernt auf dem sog. Sandbuckel. Die im Jahr 1846/47 angelegte Straße nach Obergriesheim durchschneidet mitten das ziemlich ausgedehnte Gräberfeld. Außer den im J. 1846 aufgegrabenen Gräbern wurde eines im Jahr 1863, ein zweites im April 1865 eröffnet. Das erste, 7′ lang und 4′ breit, war mit roh bearbeiteten Kalksteinen ausgemauert und mit großen Steinplatten bedeckt. Funde: keine Waffen, überhaupt kein Metall, dagegen Schädel und Knochenstücke, im zweiten ein vollständiges Gerippe, an der Ostecke Stücke eines thönernen Gefässes. Bei den im Jahr 1846 geöffneten fand man in einzelnen an der rechten Seite des Schädels (Kopf im Westen, mit Gesicht gegen Osten) Lanzenspitze und Messer und an der rechten Hüfte ein 21/2 Fuß langes Schwert, in einem andern Schmuckgegenstände.

Der Eisenbahnbau förderte (im Einschnitt oberhalb des Bahnhofs und bei Haßmersheim) einen Helm, eine kleine Vase, verschiedene Münzen, Knochen (worunter 2 Eberzähne), alte Hufeisen etc. zu Tage; alle diese Gegenstände kamen nach Karlsruhe.

Nordöstlich von Gundelsheim im jetzigen Waldbezirk Seelbach lag ehmals ein Weiler, angeblich auch eine Burg. Es soll dort (im Herrschaftswald „Wiesenschlag“) eine Art Thurm oder Kastell gestanden sein, von dem Sandsteinquader ausgegraben wurden. Über die Seelbachwiesen führt jetzt noch ein gepflasterter Weg.

Flurnamen: Maueräcker (im SO.) Streitäcker, Junkerhalde, Goldäcker, Wiesenäcker, Schelmenbaum; Funde auf den Streitäckern: alte Hufeisen, ein eiserner Helm, Pfeile, römische Münzen, worunter eine Silbermünze von Vespasian.

Aussichtspunkte: Michelsberg (siehe Böttingen und oben „Naturschönheiten“), Schloß Horneck, Hohschön.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 376. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0376.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)