Seite:OANeckarsulm0383.jpg

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Die alten Befestigungen des Schlosses, für sich abgeschlossen, aber mit den Mauern des Städtchens in unmittelbarem Zusammenhang, sind mit Graben, Brücken, Thoren, Mauern und Thürmen meist noch wohl erhalten. Üppiger Epheu, jahrhundertjährig, rankt sich fast überall um die Mauern und die mit Rundbogenfries versehenen Rundthürme, welche hauptsächlich den Reiz des Bildes erhöhen und dem Ganzen ein eigenthümliches Gepräge geben. Acht solcher Rundthürme, mehr oder weniger gut erhalten, (im Innern zum Theil leider zerfallen und immer mehr der Zerstörung anheimgegeben, wenn nicht bald werkthätiger Sinn für Alterthum sie dem nagenden Zahn der Zeit und den Gefahren moderner Industrie entreißt) stehen noch, 7 in unmittelbarer Nähe die Umfassungsmauern flankirend, einer etwas entfernt gegen Osten: „morgenländisch muthen diese Rundthürme den Beschauer an,“ bemerkt ein Orientreisender, „in Rhodus, Accon und Jerusalem mögen ihre Vorbilder stehen.“ Zu diesem anmuthig wirkenden Unterbau bildet das eigentliche Schloßgebäude, den viereckigen Thurm in der Mitte, mit seinen fensterreichen, kahlen, alles architektonischen Schmuckes baren Fronten einen eigenthümlichen Contrast; noch stärker contrastiren damit die modernen Anlagen der „Schloßbrauerei.“

Kommt man die durch Gundelsheim nördlich führende, zuletzt steil ansteigende gepflasterte Straße herauf, so gelangt man mit kleiner Wendung nach links an das im Südosten des Schloßkomplexes sich öffnende äußere Thor, durch dessen Rundbogen der Thorweg weiter nach Westen führt. Von den an demselben angebrachten Deutschordenswappen mit Fürstenkrone ist das äußere ausgebrochen, das innere noch erhalten. Über der Krone des äußeren erscheint eine wachsende Ritterfigur, das Kreuz auf der Brust; rechts und links die Oberleiber von Rittern mit Schild, worauf sich das Kreuz befindet. Unmittelbar daneben links ist die jetzige Wohnung des Revierförsters; von hier führt der Weg zunächst über die auf 2 Pfeilern stehende steinerne Brücke des äußeren Grabens, an deren innerem Ende wiederum ein Thor sich befindet mit Pfeilern, welche Aufsätze von Geharnischten tragen. Das Haus zur linken ist die frühere Kaplanei (s. o.), jetzt im Privatbesitz. Während nun ein Weg hinabführt in den tiefen Schloß- (Hunds-) Graben und zu den im südwestlichen Theil belegenen Brauereigebäuden, führt der Schloßweg mit Wendung nach Nordwesten über die zweite auf 3 Pfeilern ruhende steinerne Brücke unmittelbar vor das Schloßgebäude.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 383. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0383.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)