Seite:OANeckarsulm0415.jpg

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Besonderes Augenmerk richtete man auf eine erhöhte Lage der Gebäudesohle, um vor Überschwemmungen gesichert zu sein, was sich in der Folge sehr bewährte. Die Leitung des Bauwesens wurde dem Salinenbaumeister Stock unter der Oberleitung des Oberbauraths Barth übertragen und zur Bestreitung des Bauaufwandes ein Anlehen von 300.000 fl. gegen 5 % Verzinsung aufgenommen, welches später aus dem Ertrag der Saline mittelst jährlicher Abzahlung von 30.000 fl. wieder getilgt wurde. Noch im J. 1820 kam die eine Hälfte der oben bezeichneten Gebäude und im folgenden Jahre 1821 die andere Hälfte zur Ausführung, so daß schon im Etatsjahre 1821/22 die Salzproduktion auf 116.820 Ctr. stieg. Als sodann in Folge des im J. 1821 mit Bayern abgeschlossenen Salztauschvertrags die Fabrikation von grobkörnigem Salz ausgedehnt werden mußte, wurde im J. 1824 an der oberen Baulinie ein weiteres Siedhaus (Nr. IV) mit 2 Pfannen nebst einem Magazinsgebäude und einer Küblerwerkstätte erbaut. Die Kosten der ganzen bis dahin ausgeführten Salinenanlage mit Einschluß der Bohrversuche, aber ohne die Grunderwerbungen und Wasserwerksbauten, belaufen sich auf 430.952 fl. 17 kr.

Inzwischen nahmen auch die Arbeiten an dem Kocherkanal ihren Fortgang. Nach dem ursprünglichen, schon im J. 1816 von dem Obrist und Ober-Wasserbaudirektor v. Duttenhofer gefertigten Plane sollte dieser Kanal zur Hebung der Soole aus dem Fundbohrloch dienen und das Wasser dem Kocher beim Kochendorfer Mühlwehr entnommen werden. Später zeigten sich noch weitere Bedürfnisse namentlich für den Steinsalzschacht, für die Verladung des Salzes unmittelbar in die Schiffe und für die Beischaffung des Brennholzes; um daher ein höheres Gefäll zu gewinnen, wurde beschlossen, das Wehr bis Hagenbach hinauf zu verlegen, auch die Kanalsohle von 6′ auf 20′ zu erbreitern. Am 12. Juni 1819 geschah der erste Spatenstich und 100 bis 150 Sträflinge aus den Strafanstalten waren unter militärischer Bewachung lange Zeit an dieser großen Arbeit beschäftigt, deren Vollendung, nachdem die Überschwemmung vom J. 1824 den Kanaldamm in seiner ganzen Ausdehnung überfluthet hatte, in das folgende Jahr hinausgerückt wurde. Die ganze Länge des Kanals, welcher in der Radstube 6,7′ Kropfgefäll einbringt, beträgt 12.940′, der mittlere Wasserzufluß 235 Kbfß. p. Sekde, die Wasserkraft daher ungefähr 150 rohe Pferdekräfte. Der gesammte Aufwand für den Kanal- und Wehrbau nebst Brücken,

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 415. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0415.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)