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Das Schulhaus bei der Kirche wurde im Jahr 1863 neu erbaut; es enthält 2 Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters. Die Gemeinde besitzt außerdem ein Backhaus, eine Kelter, ein Armen- und Schafhaus.

Trinkwasser ist zwar durch 4 laufende und 17 Pumpbrunnen hinreichend vorhanden, doch ist es nicht besonders gut; es soll diesem Mangel bald durch eine neue Leitung aus einer im Norden der Markung gelegenen Quelle abgeholfen werden. Einige Bäche schwellen zum Theil im Frühjahr stark an und beschädigen dann im Verein mit dem Kocher die anliegenden Wiesengründe oft nicht unerheblich.

Die Gemeindemarkung, zwei auf der Kocherlinie stehende nach Nordost und Südwest sich zuspitzende Dreiecke, zwischen den benachbarten Markungen eingekeilt, beträgt im ganzen ca. 2300 Morgen. Die natürliche Grenze zwischen K. und Stein ist der Kiesgraben; da aber die Steiner viele Güter diesseits des Grabens hatten, entstand langjähriger Grenzstreit, der 1844 vertragsmäßig geschlichtet wurde. Der Boden ist durchaus fruchtbar, aus fetten Lehmschichten bestehend, in der Nähe des Kochers etwas leicht, im Norden der Markung dagegen sehr schwer; vom Wiesengrund ist nur ganz wenig moorig und sumpfig. Das Klima ist mild und entwickelt die Vegetation früh, in Folge dessen Frühlingsfröste oft sehr verderblich werden. Starke Winde aus Westen werden zeitweise zu orkanartigen Stürmen, so im Okt. 1870, Juli 1873, Aug. 1877. Hagelschlag ist nicht häufig. Die Markung enthält bedeutende Steinbrüche von Muschelkalksteinen. Die Ziegelei gewinnt ihren Bedarf an Lehm aus der nächsten Nähe des Hauses.

Die Erwerbsmittel der fleißigen und geordneten Einwohner bestehen wesentlich in Feldbau und Viehzucht. Eine Ziegelei, auf dem linken Kocherufer beim Ort gelegen, wird mit gutem Erfolg betrieben. Am Kocher in der Nähe der Brücke ist eine Mühle mit Mahl-, Gerb- und Ölgang und Hanfreibe. Es sind im Ort eine Schildwirthschaft und 3 Schenkwirthschaften, zwei Krämer, ein Korbflechter.

Die Landwirthschaft befindet sich in einem guten Zustand bei durchgeführter Feldwegregulirung. Hanf wird sehr kultivirt, Cichorienwurzeln und Zuckerrüben zum Verkauf gepflanzt.

Die Preise eines Morgens Acker bewegen sich zwischen 1600, 1000 und 500 M.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 491. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0491.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)