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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen

Inschrift auf dem Deckel: Iacet hic proles genitoris, dann Hic jacent ossa suffossa hujus in ecclesiae locis ut reliquiae und Hic genitor prolis.

Die Buchstaben sind altlateinische Schrift. Unter dem „genitor“ ist nach der Stiftstradition wohl zu verstehen der Graf Hermann des Stiftungsbriefs, unter der proles Bischof Gebhard, den die Sage zum Sohn des Hermann und der Adelheid gemacht hat. In dem Stiftsnecrolog heißt es von Bischof Gebhard, „sepultus est in tumba in choro nostro“ dagegen von Hermann, „sepultus est in tumba ante parochiam, ubi cum filiis suis inibi consepultis expectat novissimam tubam ad resurgendum“, und von Eberhard und Siegfrid, die ebenfalls für Söhne von Hermann und Adelheid galten, sie seien begraben: in tumba ante parochiam. Wenn also unter dem „genitor“ Hermann zu verstehen ist, so müßten seine Gebeine erst später in die tumba im Chor zu denen seines angeblichen Sohnes, des Bischofs Gebhard, gebracht worden sein und zwischen beiden wären Reliquien angebracht worden, falls sich die „ossa olim suffossa ut reliquiae“ nicht etwa eben auf die Gebeine Gebhards und Hermanns beziehen.

An der nördlichen Chorwand stehen folgende im reichsten Rennissancestil ausgeführte Denkmale:

1) Das des Grafen Ludwig Casimir v. H. Neuenstein † 1568 und seiner Gemalin Anna, geb. Gräfin von Solms-Laubach, von dem Bildhauer Johann von Trarbach. Die Bildsäulen sind knieend in Lebensgröße, der Graf in voller Rüstung, die Gräfin im Mantel, Beide mit gefalteten Händen nach dem zwischen inne stehenden Crucifix schauend; der Bogen ruht auf zwei korinthischen Säulen, oben sind die Wappen.

2) Des Grafen Philipp von H. Neuenstein, Sohn von Ludwig Casimir, Generallieutenant über Holland, Seeland, Westfriesland, Bomler und Thielerwerth, und seiner Gemalin Maria, Tochter des Prinzen Wilhelm, des Älteren von Oranien. In aufrechter Stellung sieht man die überlebensgroße steinerne Statuen Beider mit Gesicht und Körper gegen den Beschauer gerichtet, der Graf in prächtiger Kriegsrüstung, den Kommandostab in der Rechten haltend, ein Schwert unter dem linken Arm, seine Gemalin in fürstlicher Tracht; auf dem Sockel stehen 6 geharnischte Ritter in antiker Tracht und vorn ruht der Hund des Grafen. Über den Statuen sind die Wappen, unter denselben ein Haut-Relief und auf 2 Pilastern an der Seite je 2, die Schlacht bei Hardenberg oben und

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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAOehringen0107.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)