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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen

eine sehr freundliche, sommerliche Lage am Einfluß des Ernsbachs in den Kocher.

Durch den Ort führt die Kocherstraße und über den Fluß ist im Jahr 1605 eine steinerne Brücke angelegt worden; überdieß bestehen mehrere kleine Brücken und Stege über den Ernsbach.

Die am nordöstlichen Ende des Dorfs etwas erhöht gelegene Pfarrkirche mit einem Thürmchen (sog. Dachreiter) auf dem östlichen Giebel, wurde vor etwa 150 Jahren an der Stelle einer Kapelle in einem schmucklosen Styl erbaut und enthält nichts Bemerkenswerthes. Die Baulast liegt der Gemeinde ob.

Das Pfarrhaus, in welchem auch die Gelasse für den Gemeinderath eingerichtet sind, befindet sich in gutem Zustande.

Der Begräbnißplatz liegt außerhalb (östlich) des Orts.

Ein Schulhaus, das auch die Wohnung des Schulmeisters enthält, wurde 1828 neu erbaut; die Schule besuchen gegenwärtig 82 Schüler.

Die israelitische Schule, mit gegenwärtig 34 Schülern, wurde 1834 in einem freundlichen, modernen Rundbogenstyl erbaut. Die Einwohner befinden sich in mittelmäßigen Vermögensumständen und finden ihre Haupterwerbsquellen in Feldbau, Weinbau und Viehzucht, während die Israeliten sich mehr mit Handel beschäftigen. Die Gewerbe dienen nur dem örtlichen Bedürfniß mit Ausnahme eines Eisenwerks und einer Kunstmühle; das Eisenwerk wurde nach einer an dem Wohngebäude angebrachten Inschrift 1768 von Johann Georg Bletzinger erkauft und später daselbst ein Hochofen nebst zwei Großhammerfeuern, ein Zaun- und Streckhammer, eine Erz- und Schlackenpoche, ein Kupfer-, Blech- und Pfannenhammer etc. eingerichtet. Gegenwärtig sind daselbst drei Frischfeuer und ein Kleinfeuer zu einem Eisen- und Walzwerk, eine Schlosserei und Eisendreherei; es wird mit 18 Arbeitern aus nassauischem Roheisen flaches, vierkantiges und rundes Stabeisen hergestellt, und die Fabrikate in die Umgegend und in das fränkische Bayern abgesetzt. Die Familie Bletzinger hatte die Werke anfänglich in Pacht von Hohenlohe-Oehringen, dann im Erbpacht, bis dieses Verhältniß 1840 abgelöst wurde. Die Kunstmühle, ebenfalls der Familie Bletzinger gehörig, hat vier Mahlgänge, einen Gerbgang und einen Koppgang; sie liefert wöchentlich etwa 300 Ctr. Mehl nach Karlsruhe. Beide Werke sind in andere Hände gekommen. Eine 1662 erbaute Papiermühle ist seit Jahren abgegangen.

Der ziemlich ergiebige Feldbau, welcher sich mit den gewöhnlichen Cerealien und Brachgewächsen beschäftigt, wird nur auf den Höhen

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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 202. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAOehringen0202.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)